Es menschelt eben. Klogang oder nicht ist die Frage, gegen zwei Uhr früh, wenn der Stoffwechsel seinen Jetlag noch nicht verdaut hat und man keinem Bären begegnen will. Denn der Bär ist hier, in Nova Scotia, einer östlichen Provinz Kanadas – und er ist unsteten Aufenthalts. Man wälzt sich deshalb in der Beletage, dem ansprechend harten Bett (Federteller statt Lattenrost) unter dem elektrisch auszufahrenden Aufstelldach, schaut auf das im Wasser glitzernde Mondlicht und kann gar nicht genug bekommen. Von der Natur und vom leisen Flüstern des Windes.
Beim VW California 6.1 Ocean öffnet sich das Aufstelldach serienmäßig mit einem elektrohydraulischen Antrieb und einer Frontöffnung, die komplett per Reißverschluss aufgerollt werden kann. Der Effekt: Man schläft fast wie unter freiem Himmel und ist trotzdem wie in einem Kokon geschützt.
So zu reisen, ist ein Lebensgefühl. Der neue California 6.1 hat das genauso verinnerlicht wie seine Vorgänger, auch wenn sich in der neuen Ausgabe die Digitalisierung eingeschlichen hat und man Lichteffekte oder Klangbilder als Reise-Begleitung für verschiedene Situationen programmieren kann. Man staunt etwa über eine neue Sonnenaufgangsfunktion, die das Aufwachen angenehmer gestalten soll, weil dabei individuell auswählbare LEDs im Dach- und Wohnbereich langsam in einem vorab festgelegten Zeitraum bis zu einer gewünschten Helligkeit hochgedimmt werden. In der Dachkonsole stellt man sich das persönliche Erleuchtungsprogramm zusammen, fast eine spirituelle Erfahrung.
Aber wenn einen um drei Uhr früh endgültig der Stoffwechsel einholt, dann geht’s um unmittelbare, ja analoge Fähigkeiten. Schnell vom California zu den Sanitäranlagen am Campingplatz und wieder retour. Immerhin war kein Bär da.
Losgefahren sind wir in Halifax. Den dortigen Friedhof der Titanic-Opfer haben wir genauso hinter uns gelassen wie die Geschichten über die gewaltige Explosion eines Kriegsschiffes von 1917, die ein Gebiet von zwei Quadratkilometern in Schutt und Asche gelegt hat.
Heute ist Halifax eine beschauliche Stadt, die junge Menschen aus anderen Provinzen anzieht, weil es hier sechs Universitäten gibt und so die Stadt neu und jünger aufgeladen wird. Trotz ihres herben Charmes.
Unser Ziel aber: die Natur Nova Scotias, über 700 Kilometer durch ein Land, das mit jedem Kilometer, den man sich von Halifax entfernt, einsamer wird. Wohltuend ist das. Man fährt durch die Einsamkeit, verlinkt sich trotzdem über neue Tools wie „We Connect“ über onlinebasierte Dienste mit der Welt da draußen. Auf der Strecke liegen verwunschen aussehende Seen, wildromantische Buchten, kilometerlange Strände mit rötlichem, fast erdigem Sand, der sich erst in der Nähe des Wassers stärker aufhellt. Es mutet seltsam an, wenn ein einsamer Fischer mit seiner Frau dort ganz alleine sitzt.
Man setzt sich in den Innenraum des California Ocean, kocht in der Küchenzeile mit Kühlschrank und Spüle auf einem zweiflammigen Gaskocher sein Abendessen. Es hat eine gewisse Lässigkeit, mit dem einen dieses Auto begleitet. Man entschleunigt und ist trotzdem auf Tour – eine seltsame Mobilitätsbalance.
Natürlich könnte man jetzt auch aufzählen, wie neue Assistenzsysteme das Leben einfacher machen, etwa der Seitenwindassistent, der den böigen Wind in Nova Scotia locker aushebelt. Oder die neue elektromechanische Servolenkung, die neue Features bis zum automatisierten Einparken zulässt. Aber hier, in den einsamen Weiten von Nova Scotia, am Strand, braucht man nur seine Ruhe.
Didi Hubmann