Der große Abwesende sorgte doch noch für Gesprächsstoff. Ausgerechnet am Tag der wichtigsten Seat-Präsentation des Jahres sickerte auch offiziell durch, dass Ex-Seat-Chef Luca de Meo den französischen Autokonzern Renault übernehmen wird.
Ein Abgang, der schwer zu verkraften sein wird. Seat feierte zuletzt Rekordergebnisse in Serie. Aus dem einstigen Problemkind wuchs die am schnellsten wachsende Automarke Europas, mit dem jüngsten Klientel noch dazu. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Erfolg nicht nur Freunde im weit verzweigten VW-Konzern brachte.
Diese Ausgangsposition würzt das Leon-Debüt, denn der kompakte Spanier steht noch dazu auf der Basis des neuen Golf VIII. Und wird mit einem Startpreis von deutlich unter 20.000 Euro loslegen.
Aber der Reihe nach. Der neue Leon ist länger, aber schmäler und niedriger als sein Vorgänger. In der Variante als Fünftürer bedeutet das: 4.368 mm lang (+86 mm), 1.800 mm breit (-16 mm) und 1.456 mm hoch (-3 mm). Der Radstand beträgt 2.686 mm, ist also um 50 mm größer als beim Leon der dritten Generation.
Der Kombi/Sportstourer ist optisch ein großer Wurf: 4642 mm lang (+93 mm), 1800 mm breit (-16 mm) und 1448 mm hoch (-3 mm). Aber seine Länge geht im neuen Design auf - Prädikat sehenswert.
Platzmäßig bedeutet das für den neuen Leon einen Quantensprung, wie die erste Sitzprobe zeigt. Vor allem im Fond profitiert man von mehr Kniefreiheit, hier ist‘s jetzt richtig bequem.
Beim Frontdesign hat man viel Interpretationsspielraum für die deutlich aggressivere Cupra-Linie gelassen. Chef-Designer Alejandro Mesonero-Romanos gibt im Gespräch auch zu, dass es eine schwierige Aufgabe war, den Bestseller über mehrere Entwürfe (progressiv bis konservativ) für die neue Generation zu formatieren.
Tatsache ist, dass der neue Leon eine Klarheit zeigt, die ansprechend erscheint. Das Auto wirkt etwas emotionaler als die (auch hauseigenen) Konkurrenzmodelle.
Die Reduktion aufs Wesentliche setzt sich auch im Innenraum fort. Schalter und Knöpfe sind Touchsensorfeldern (Licht), Touchslidern (Klimaeinstellungen) etc. gewichen. Man wischt sich gewissermaßen durch das Auto, wie bei einem Handy.
Das Ganze kennt man inzwischen auch vom Golf VIII, bis auf ein paar Details/Extras, fährt man identisch vor. Natürlich hat man das ganze an den Seat-Stil, soweit es möglich war, angepasst.
Über HolaHola (HalloHallo) aktiviert man übrigens die Sprachsteuerung, auch der mittige (maximal/optional große) Zehn-Zoll-Bildschirm hat sein eigenes Menü bekommen. Apple CarPlay wireless (drahtlos über Bluetooth oder WLAN) und Android Auto (über eine Kabelverbindung) sind freilich selbstverständlich. Das Auto ist voll vernetzt, kann permanent online sein und ist über eine eigene App ansteuerbar.
Bei den Benzin-Motoren (TSI mit Direkteinspritzung und Turboaufladung) kommt man auf Leistungswerte zwischen 66 kW (90 PS) und 140 kW (190 PS), die beiden kleineren Motoren sind 1.0-Liter-TSI-Dreizylinder. Der 2.0-Liter-Dieselmotor wird in mehreren Leistungsstufen zum Einsatz kommen (115 bis 150 PS). Dazu gesellen sich: Erdgas-Angrieb (130 PS), Mildhybrid-Varianten (Benziner, 110 PS, 150 PS).
Äußerst interessant klingt der Plug-in-Hybrid mit rund 60 km rein elektrischer Reichweite.
Bis zum Direktschaltgetriebe ist für die Motoren alles orderbar.
Bei den Zusatz-/Assistenzsystemen bedient man sich ebenso aus dem Volkswagen-Baukasten. Von der adaptiven Fahrwerksregelung DCC, der automatischen Distanzregelung (ACC) mit vorausschauender Geschwindigkeitsregelung, den Notfallassistenten 3.0, dem Side-Assist, dem Exit-Assist (Rundumüberwachung beim Ausparken, z. B.) bis zum Travel Assist, der teilautonomes Fahren erlaubt.
Voll-LED-Technik für die Scheinwerfer sorgen für eine ideale Inszenierung, auch die geliebten Dreiecke des Chefdesigners (seine „Signatur“) kommen vor.
Das Leuchtband des toll gelungenen Hecks ist eine Verlockung, für die man wohl einen Aufpreis zahlen muss.
Denn man muss genauso wie beim Golf wissen: Die einzelnen Ausstattungen/Goodies sind untereinander differenziert, unterscheiden sich (bei guter Basis) also bis ins höchste Level stark.
Didi Hubmann