Die letzten Jahre müssen für den gebürtigen Portugiesen eigentlich eine einzige Genugtuung gewesen sein. Schließlich konnte Carlos Tavares (61) als Chef von PSA eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass er der bessere Automanager ist als jener Mann, der ihn vor etwas mehr als sechs Jahren bei Renault vor die Türe gesetzt hatte. Und während Tavares in Frankreich zum neuen Supermanager reifte, schmorte Carlos Ghosn – als Betrüger angeklagt – monatelang in einem japanischen Gefängnis.

Sorgte Ghosn zuletzt nur durch seine spektakuläre Flucht aus Japan für Schlagzeilen, tut dies Tavares seit geraumer Zeit mit Erfolgsmeldungen. Der selbstbewusste und ehrgeizige Manager, der Anfang 2014 die Führung von PSA übernommen hatte, entwickelte die brustschwache Gruppe zu einem hochprofitablen Konzern, der mit fetten Renditen glänzt, während Renault gerade in eine tiefe Krise taumelt. Dazu gelang Tavares mit der Konsolidierung von Opel ein Meisterstück. Der deutsche Traditionsautobauer, seit 2017 unter dem Dach der Franzosen, schrieb im Vorjahr erstmals seit 18 Jahren wieder schwarze Zahlen.

So gnadenlos und zugleich effektiv wie Tavares senkt keiner die Kosten. Der dreifache Familienvater ist ein Radikaler, er selbst bezeichnet sich als einen „Psychopathen der Performance“. Als überzeugter Darwinist und Pragmatiker liebt er Klartext und sagt: "Entweder, wir passen uns an und verändern uns. Oder wir sterben.“

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Der Führungsstil des hageren und sehr diskret wirkenden Managers sieht kein Harmoniebedürfnis vor. Tavares wirkt unnahbar, von ihm gehe die menschliche Wärme einer Tiefkühltruhe aus, ließ ein Mitarbeiter wissen. Frei von jeder Eitelkeit, setzt er den Sparstift übrigens auch bei sich selbst an: Tavares fliegt vorzugsweise mit Billig-Airlines, trägt Anzüge von der Stange und steigt gerne in schmucklosen Drei-Sterne-Hotels ab. Erstaunlich für einen Mann, der zuletzt ein Salär von acht Millionen Euro bezog.

Die Megafusion von PSA und Fiat Chrysler katapultiert Tavares in die Champions League der Autobosse. Der PSA-Chef wird als CEO des neuen Autoriesen Herrscher über das transatlantische Konglomerat und steht vor einer wahren Herkulesaufgabe. Für den Hobbyrennfahrer, der auch schon die Rallye Monte Carlo bestritt, ist der Merger das Rennen seines Lebens.

Tavares muss sich erneut als knallharter „Cost Cutter“ beweisen und restrukturieren, bei Fiat Chrysler soll der Investitionsbedarf erschreckend hoch sein. Er muss schwächelnde Marken wie Fiat, Lancia, Alfa oder Chrysler aufpäppeln und den Zwölf-Marken-Konzern strategisch neu ausrichten. Er muss Synergien in allen Bereichen heben und den neuen Konzern fit machen für die elektrische Mobilität. Und er muss die Kulturen zusammenführen, woran Daimler-Chrysler schon scheiterte.

Durch den Zugang zum US-Markt sieht Tavares die Chance, die PSA-Marken aus der Abhängigkeit von Europa (90 Prozent des Umsatzes) zu lösen. Fast ein weißer Fleck ist China: Da bringen weder PSA noch Fiat Chrysler Gewicht auf die Waage.

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