Die Marke hat Klang, aber auch eine ziemlich trübe Vergangenheit. Lotus, vom genialen Colin Chapman 1952 in Hethel bei Norwich gegründet, ging bis heute durch mehrere Hände und stand dabei nicht nur einmal an der Kippe. Doch die Briten, die mit sechs Weltmeistertiteln in der Formel 1 Geschichte schrieben und Kult-Sportwagen wie den Elan, Europa oder Esprit schufen, hielten sich stets über Wasser. Unter anderem auch als Auftragsfertiger, zuletzt für Tesla.
Jetzt aber soll Lotus zu neuer Blüte erwachen. Und das soll ein Mann garantieren, der gerade für Aufsehen sorgt und die Branche aufmischen will. Der chinesische Multimilliardär und Geely-Konzernchef Li Shufu (55), der schon Volvo und das London Taxi fit machte, möchte das sportliche Nischenlabel zur Premiummarke à la Porsche entwickeln und in das Elektrozeitalter führen. Bis 2021 will Shufu, der auch zehn Prozent an Daimler hält, Lotus neu aufladen und mit einer frischen Produktpalette durchstarten.
Das Lotus-Management hat der Geely-Boss schon einmal erneuert: Der bisherige Vorstandschef Jean-Marc Gales wurde zum Berater degradiert und durch Geely-Entwicklungschef Feng Qingfeng ersetzt, Chefdesigner Russell Carr berichtet an Geely-Stylist Peter Horbury und im Hintergrund zieht Volvo-Aufsichtsrat Carl-Peter Forster, der ehemalige Opel-Boss, die Fäden.
Das Geld soll Lotus künftig in erster Linie in China verdienen, wo man auch die neuen Modelle in Volvo-Fabriken bauen will. Wobei: In China hat Lotus keine Tradition – in den letzten 15 Jahren wurden im Reich der Mitte gerade einmal 400 Fahrzeuge verkauft. Weltweit will man bei den Stückzahlen zügig sechs-stellig werden – nach bloß 1600 Verkäufen im letzten Jahr ...
Gerhard Nöhrer