In den Sommermonaten Juni bis September ereignen sich mit rund 62 Prozent die meisten Motorrad- und Rollerunfälle. Es ist daher gefährlicher Leichtsinn, gerade in dieser Jahreszeit auf die wenigen Schutzausrüstungen und -maßnahmen, die man als Zweiradlenker hat, zu verzichten.

Wie eine aktuelle ÖAMTC-Erhebung unter 1346 Motorrad- und Rollerfahrern im Raum Wien zeigt, ist sind sommerliche Temperaturen offenbar Grund genug, auf Schutzkleidung zu verzichten. "Von 548 beobachteten Motorradfahrern trugen nur 36 Prozent eine Motorradjacke und lediglich 15 Prozent eine Motorradhose. Von 798 Rollerfahrern waren nur drei Prozent mit Motorradjacke unterwegs, eine Motorradhose trug keiner", fasst ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé zusammen. Jeder fünfte Motorradfahrer war überhaupt nur mit kurzer Hose und kurzärmligem Oberteil unterwegs, bei den Rollerfahrern sogar jeder Zweite.

81 Prozent: Fahren ohne Schutzkleidung ist gefährlich

Dabei ist den Lenkern durchaus bewusst, dass es gefährlich ist, ohne angemessene Schutzkleidung zu fahren. Das zeigte bereits eine Motorradstudie, die die ÖAMTC Fahrtechnik gemeinsam mit der HDI Versicherung durchgeführt hat. Dabei wurden 4000 Motorradfahrer nach der eigenen Gefahreneinschätzung gefragt. "Im Hinblick auf die Bekleidung schätzten 81 Prozent es als sehr gefährlich ein, in Freizeitkleidung mit dem Motorrad eine Überlandfahrt zu unternehmen", schildert Nosé. Ohne ordentliche Schutzbekleidung mit dem Roller in der Stadt unterwegs zu sein, gilt als nicht ganz so riskant, wird aber auch von 56 Prozent als sehr gefährlich eingeschätzt.

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Generell zeigt auch die aktuelle ÖAMTC-Erhebung, dass Rollerfahrer öfter als Motorradfahrer auf angemessene Schutzkleidung verzichten. Die Vermutung liegt nahe, dass das mit dem Gedanken an geringere Geschwindigkeiten und kürzere Fahrten im Stadtverkehr zu tun hat", vermutet Nosé. Dabei können auch vermeintlich harmlose Stürze oder Unfälle, die nur mit einem Rutschen über die Straßenoberfläche ablaufen, zu ernsten Verletzungen führen, wenn man keine Schutzkleidung trägt.

Handschuhe im Sommer besonders unbeliebt

Besonders ungern ziehen sich die Rollerfahrer im Sommer Handschuhe an: 83 Prozent hatten die bloßen Hände am Lenker. "Dabei sind gerade die Hände, mit denen man sich instinktiv abstützt, gefährdet. Und das auch bei vermeintlich leichteren Stürzen im Stadtgebiet, wo man z.B. mit dem Roller teilweise mit niedrigeren Geschwindigkeiten unterwegs ist", erklärt der ÖAMTC-Experte. "Handschuhe sind also auch bei Hitze als Schutz von besonders empfindlichen Stellen wie Handballen und Fingerknöcheln unerlässlich." Von den Motorradfahrern wurden 38 Prozent ohne Handschuhe beobachtet.

Ähnlich das feste Schuhwerk, auf das ein Viertel der Rollerfahrer verzichtet, während es bei den Motorradfahrern nur vier Prozent waren. Der Großteil der beobachteten Zweiradfahrer (63 Prozent Motorrad, 72 Prozent Roller) war allerdings mit Halbschuhen unterwegs. "Das ist zwar wesentlich besser, als mit Sandalen oder gar Flip-Flops loszufahren. Um das Verletzungsrisiko an Unterschenkeln und Füßen zu minimieren braucht es jedoch Stiefel", weiß Nosé.

Geeignete Sommer-Schutzkleidung kaufen

Wer auch in der Hitze des Sommers nicht auf die Ausfahrt mit Motorrad oder Roller verzichten möchte, kann auf spezielle Sommer-Schutzkleidung zurückgreifen. "Es gibt hitzetaugliche, extrem luftdurchlässige Kleidung mit Protektoren an den kritischen Stellen wie Schultern, Ellbogen und Knie. Auch gut belüftete Helme und hitzetaugliche Handschuhe kann man für den Sommer nutzen", weiß der ÖAMTC-Experte. "Wem es darin immer noch zu heiß ist, sollte das Bike stehen lassen."

Auch wenn die Ergebnisse der aktuellen ÖAMTC-Erhebung Anlass zur Besorgnis geben, hat sich eines gezeigt: Zumindest die Helmpflicht hat sich mittlerweile vollständig durchgesetzt. "Es wurde kein einziger Zweiradfahrer beobachtet, der ohne diesen wichtigen Ausrüstungsgegenstand unterwegs war", berichtet Nosé.