In Amerika stehen die drei Ziffern für den Notruf. In der Welt des Automobils hingegen für Sehnsucht. Wenn Auto-Schöngeister an die Zahl 911 denken, dann schlagen ihre Herzen höher. Und das seit 1963. Kein anderer Sportwagen hat in 54 Jahren eine größere Begehrlichkeit ausgelöst, ein halbes Jahrhundert machte die Zeitmaschine zum Mythos.
Der Porsche 911 ist für die Marke ein Glücksfall, ohne ihn gebe es die Zuffenhausener Sportwagenschmiede vermutlich nicht mehr. Auch wenn sein Absatz nur noch 15 Prozent vom Gesamtvolumen beträgt, ist er unverändert der Felsen, auf dem alles aufbaut. Am Anspruch und an der DNA des Klassikers müssen sich alle orientieren. Von der Rendite, die er abwirft, gar nicht zu reden.
Was den Jahrhundertwurf von Designer Alexander Porsche bis heute einzigartig macht: Porsche schaffte in den bisherigen sieben Generationen zwar stets einen technischen Quantensprung, entwickelte die charakteristische Silhouette zugleich aber nur behutsam weiter. Der nächste Modellwechsel des Kultmodells steht 2018 an, und man kann davon ausgehen, dass Porsche den Spagat wieder hinkriegen wird, auch wenn erstmals Elektro im Spiel sein dürfte.
Vor wenigen Tagen rollte bei Porsche der einmillionste Neunelfer vom Band: In Indischgrün lackiert ist er eine Hommage an den ersten Dienstwagen von Firmengründer Ferry Porsche, der diese Farbe liebte. Das Jubiläumsstück bestreitet gerade eine Welttour, ehe es im Porsche-Museum in Stuttgart seinen Ehrenplatz erhält.
70 Prozent aller 911er, also 700.000, sind heute noch auf den Straßen dieser Welt unterwegs. Die Preise für rare Stücke gehen durch die Decke. Das letzte Auto, das je gebaut werden wird, wird ein Sportwagen ein, sagte Ferry Porsche. Er dürfte den 911er gemeint haben.
Gerhard Nöhrer