Es war das Jahr des Dieselskandals. Kein neues Auto konnte heuer so innovativ sein, dass es vom größten Kriminalfall in der Geschichte des Automobils abgelenkt hätte. Die Abgasmanipulation von Volkswagen, im September 2015 an die Öffentlichkeit geraten, beherrschte in den letzten zwölf Monaten die Schlagzeilen. Nahezu im Wochenrhythmus schwemmte es neue Details und Enthüllungen an die Oberfläche, und schnell wurde klar, dass Dieselgate eigentlich ein Thema der gesamten Branche ist.
Freilich büßte der größte europäische Industriekonzern heuer für den Betrug fürchterlich. Und wären nicht so gewaltige finanzielle Reserven zur Verfügung gestanden, hätte Volkswagen die Affäre möglicherweise nicht überlebt. Wobei es noch nicht vorbei ist. Ein Ende der Klagsflut ist nicht absehbar, weil erboste Kunden, wütende Aktionäre und Behörden nicht lockerlassen. Vom Imageschaden gar nicht zu reden.
Zweifellos hat Dieselgate aber den Strukturwandel der Branche, der sich seit Jahren abzeichnet und der die Form der Mobilität grundlegend verändern wird, beschleunigt. Unübersehbar wurden heuer die Weichen für die Neuerfindung des Automobils und dessen Nutzung gestellt. Nicht zuletzt durch den politischen Druck, der sich auf breiter Front aufbaut und die Geschwindigkeit der Energiewende erhöht.
Schon richtig greifbar war der nahende Kurswechsel heuer im Pariser Salon. Nie zuvor klangen Bekenntnisse zur Elektromobilität und zum autonom fahrenden Auto ernsthafter. Die Autobauer haben zur Kenntnis genommen, dass im Zuge der Digitalisierung völlig neue Geschäftsmodelle zu schmieden sein werden und sie sich zu Dienstleistern wandeln müssen, um zu überleben.
Was sich 2016 bestätigt hat: Es kommt Schwung in die Elektromobilität. Die staatliche Prämie und neue Modelle werden den Trend unterstützen. Und noch was wurde klar: Die hohe Zeit des Verbrenners ist vorüber, auch wenn seine letzte Stunde noch lange nicht geschlagen hat und er über Jahre der dominierende Antrieb bleiben wird. Aber für den Diesel könnte es bald eng werden.
Gerhard Nöhrer