Ein gutes Viertel der Frauen fühlt sich vom Verkäufer beim Autokauf zumindest teilweise nicht ernst genommen. Waren sie in Begleitung eines Mannes, habe sich der Verkäufer mehr mit diesem beschäftigt, gaben sie bei einer Umfrage des ÖAMTC an. "Gleichberechtigung herrscht nicht, es gibt viel aufzuholen", konstatierte ÖAMTC-Psychologin Marion Seidenberger.
Zu oberflächlich
Für die Umfrage wurden im September 2016 insgesamt 884 Frauen online befragt. Die meisten haben bereits selbst ein Auto gekauft oder waren maßgeblich in Kaufüberlegungen involviert. Mehr als die Hälfte ging mit männlicher Begleitung ins Autohaus, als wichtigsten Grund nannten sie deren Expertise, "sie nahmen Männer mit, weil sie dachten, diese kennen sich besser aus", erklärte Seidenberger. Jede zweite Befragte entschied sich im Autohaus für einen Neuwagen, ein Viertel kaufte einen gebrauchten Pkw.
Sechs von zehn Frauen waren mit ihrem Besuch im Autohaus nicht zu hundert Prozent zufrieden. Fast ein Drittel beurteilten das Beratungsgespräch als "zu oberflächlich und nicht informativ", sagte Seidenberger. Ein Viertel fühlte sich nicht ernst genommen. "Männer haben offenbar einen Mannbonus, ihnen wird gleich anders gegenübergetreten", sagte Seidenberger. "Dabei gibt es sicher auch genug Männer, die nicht in der Materie drin sind."
Männer mehr beachtet
Abgefragt wurden auch Werkstattbesuche. Hier war die Hälfte der Frauen nicht zufrieden. Ebenso meinten 50 Prozent der Werkstattbesucherinnen, die von jemandem begleitet wurden, dass der Ansprechpartner ihrer Begleitung mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe. Ein Drittel fühlte sich in der Werkstatt nicht ernst genommen.
Es könne nicht sein, Frauen beim Autokauf im Regen stehen zu lassen, meinte die Psychologin. "Ein Autokauf ist kein Wurstsemmelkauf, hier gibt man schon ordentlich Geld aus und möchte zufrieden sein. Das sind Kunden, egal ob Mann oder Frau", sagte Seidenberger.