Frankfurt-Graz, nonstop. Hochgeschwindigkeit in Deutschland (auf den Teilabschnitten ohne Tempolimit, natürlich), eingebremstes Temperament in Österreich - natürlich.
Über 700 Kilometer vom dichten Stadtverkehr in Frankfurt bis zur kalten Einsamkeit auf einer österreichischen Autobahn spätnachts. Eine Teststrecke, die nichts auslässt und alles über ein Auto erzählt.
Hier unsere wichtigsten Notizen zu Themen wie...
...Übersicht: Man bekommt den Bravo schnell und gut im Griff, trotz der 4,3 Meter Länge. Die Lenkung verfügt über einen Stadtmodus, für den die Kraft einer Babyfaust ausreichen würde, um den Bravo aus jeder Parklücke zu wutzeln. Das dicke Ende, aber: die massiven C-Säulen lassen das Ausparken aus Schrägparkplätzen - wenn man das Heck auf die Straße schieben muss - zum Hasardspiel verkommen. Zu wenig Durchblick!
...Lenkkräfte: Vor allem in der Mittellage filtert die Lenkung alle Rückmeldungen raus, hier wirkt sie irgendwie entkoppelt - das ermöglicht ein "schwereloses" Fahren, das die sonst so geschätzte Präzision in kleinen Lenkbewegungen so gut wie nicht vermissen lässt. Nimmt man den Bravo härter an die Leine, muss man die fehlende Exaktheit halt miteinbeziehen - dann klappt's wunderbar. Erstaunlich: In scharfen Ecken, mit stärkerem Lenkeinschlag gibt's auch eine bessere Rückmeldung.
...Qualität: Wohl einer der stärksten Pluspunkte im Konzept: Der Bravo raunzt nicht, er mauzt nicht, er knarrt nicht. Und glauben Sie uns, wir wissen wovon wir schreiben: Beim alten Bravo titelten wir noch ganz Ohr: "Horch, was kommt von draußen rein?", weil das Auto ab Kilometer 20.000 seine Mühen laut artikulierte. Der neue Bravo: Ein Leisetreter allererster Güte. Toll!
...Fahrwerksabstimmung: Ja, der Bravo ist kein harter italienischer Macho geworden: Er schwingt in Kurven schon einmal ein bissl mit, und legt sich in die Kurve. Aber es ist klass zu spüren, wie die Italiener das Bravo-Fahrwerk mit hohem technischen Einsatz "versichert" haben, ohne den Spaß zu verderben. Das Auto zeigt Herz - in allen Lebenslagen.
...Motor: Der Fiat bringt ganz schön Gewicht auf die Waage, und das Sechsganggetriebe ist relativ lang übersetzt. Damit kommt er im 100er-Sprint über 9,2 Sekunden, das ist artgerecht. Die lange Übersetzung macht sich auch beim Verbrauch nützlich: 6,8 bis 7,4 l/100 km schafften wir im Schnitt, je nach Mix. Hörenswert: Die Geräuschdämmung, Fiat hat sie im Vergleich am besten im Griff.
...Gesamteindruck: Im Kontext von Design, Allroundqualitäten und neuem Qualitätsanspruch sicherlich eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse, die derzeit am Markt vorfahren. Von uns bekommt er noch ein Sonderlob, weil er in Sachen Entertainment erfrischend anders unterwegs ist.
DIDI HUBMANN