Audis neuer A4 ist nach dem A5 die zweite Rakete im Ingolstädter Feuerwerk der Neuheiten. Es folgen der SUV Q5, das A3-Cabrio und der Kleinwagen A1. In den nächsten fünf Jahren werden zehn Milliarden Euro in neue Modelle investiert, 2008 durchbricht man in Verkauf/Produktion erstmals die Millionen-Schallmauer. Das enorme Technik-Know-how, von dem diese Erfolgsstory getragen wird, belebt hochverdichtet das neue A4-Konzept.
Nackte Fakten. Zuerst, emotionslos, die Zahlen: Länger ist er geworden, ohne höher zu werden, breiter, muskulöser: Der Radstand wuchs um 17 Zentimeter, in der Breite legte er um satte fünf Zentimeter zu. Ohne dabei auch nur ein Gramm Fett zuviel anzusetzen.
Neue Fahrwerksgeometrie. Die ganze Fahrwerksgeometrie hat sich entscheidend verändert: Die vordere Fünflenkerachse arbeitet in Sachen Radführung mit der Präzision eines Schweizer Uhrmachers. Das Getriebe schiebt sich weit nach vorne, und liegt vergleisweise tief, das Zusammenspiel der Massen wurde fein ausbalanciert. Audis A4 bewegt sich so mit schlafwandlerischer Sicherheit zwischen der nötigen Härte, die so ein Konzept in Sachen Fahrdynamik braucht, um erfahrbar glaubwürdig zu werden - und einer souveränen Nachgiebigkeit, die die Mittelklasse einfach einfordert, um die Bandscheiben der Kundschaft nicht zu beleidigen.
Feinsinniges System. Wie feinsinnig das System in Verbindung mit dem Drive-Select-Programm (vier unterschiedliche Elektronik-Programme, elektronisch regelbare Stoßdämpfer, Gasannahme, Schaltpunkte, Lenkübersetzung als Veränderungsparameter, mit der Möglichkeit, ein eigenes Fahrprofil zu erstellen) arbeitet, demonstrierte uns eine Autobahnauffahrt, die mit zwei Schlaglöchern garniert war: Dritter Gang, 100 km/h, stark eingelenkt - das Auto schluckte die Schlaglöcher ohne zu zucken - und hielt die Spur wie ein Schienenfahrzeug. Dass auf einer Gratwanderung wie der Fahrwerksabstimmung eine derartige Bandbreite erarbeitet wird, beschert uns zum neuen fantastischen Vierer den Aha-Effekt.
Mehr Luft. Der Rest? Der A4 lässt uns in Sachen Platzangebot mehr Luft, wie ein leichtes Sommerhemd - und treibt uns nicht wie so mancher Konkurrent in die schweißtreibende Enge. Bei den Motoren ist unser Favorit der 3-l-Diesel, der 2008 in einer supersauberen Variante angeboten wird. Basisdiesel (143 PS) wie der 160-PS-Benziner sind schwer okay, insgesamt wurde der Verbrauch im Vergleich zur alten Motorengeneration um rund zehn Prozent gesenkt.
DIDI HUBMANN