Mit der stärksten und schnellsten BMW auf einer Autobahn in Deutschland 280 km/h fahren. Das wäre die andere Idee für den Testbericht gewesen. Aber die Idee hat es doch nur zum Einleitungssatz geschafft, stattdessen haben wir etwas Alltagnäheres probiert, was zwei Vorteile mit sich bringt: Erstens. Wir können jetzt alltagsnah berichten. Zweitens. Den Deutsche-Autobahn-Test haben wir noch vor uns.

Alltagsnah ist die K1300S durchaus, alltäglich sicher nicht: 175 PS und trotzdem gemütlich, unglaublich anreißend und dennoch entspannt. Bei anderen PS-Protzen ist es notwendig, beim langsamen Gondeln durch die Stadt mit der Kupplung zu hantieren, um überhaupt langsam genug fahren zu können. Der BMW hingegen ist es ziemlich egal wie langsam gegondelt wird, sie brummt problemlos auch durch 30er-Zonen. Das mag langweilig klingen, ist aber für den täglichen Einsatz entscheidend – und dass die K1300S im Zweifelsfall nur 2,8 Sekunden von Null auf Hundert benötigt, kann ja in den technischen Daten nachgelesen werden.

Test im Driving Camp.

Trotzdem haben wir ein paar Beschleunigungstest gemacht, da das Wort "geil" allerdings sowohl in der Werbung als auch in Motorradberichten überrepräsentiert ist, sehen wir von einer Schilderung der dabei empfundenen Emotionen ab. Neben ihrem guten Aussehen und dem irren Motor wartet die BMW K1300S auch noch mit beinahe so viel Elektronik auf wie die X-Box: Schaltassistent, elektronisch einstellbares Fahrwerk, Antischlupfregelung, logischerweise ABS und Bordcomputer.

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Nicht alles davon ist serienmäßig, aber die Zielgruppe wird bei den meisten Extras zugreifen – uns haben die meisten der Spielereien überzeugt, besonders der Schaltassistent: eine jener Innovationen, auf die wir eines Tages zurück blicken werden und uns fragen "Wie konnten wir nur ohne überleben?" Das Schalten in den nächst höheren Gang funktioniert ohne zu kuppeln – und wie es funktioniert! So sanftes Schalten lässt sich auf Deutsch kaum beschreiben. Aber ein englisches Wort trifft es ganz gut: Smooth! Ebenfalls sehr komfortabel: Es ist nicht nötig, sich das Brustbein auf den Tank zu kleben, um etwas vom Windschutz zu haben. Reisen und Rasen lässt es sich auf der K1300S in entspannt aufrechter Haltung.

Eins Plus am Wochenende

Die K1300S ist nicht für den Ring gedacht, dieses Gebiet überlässt BMW einer bald folgenden 1000er. Und für die Stadt ist das Bike zu schade; eine 1+ erhält die K1300S für die ausgiebige Spritztour am Wochenende. Stundenlanges Kurvenfressen, Überholvorgänge abschließen noch bevor sie bewusst beschlossen wurden, einfach kraftvoll die Welt unter sich durchgleiten lassen und darauf aufpassen, dass man den linken Arm nicht verliert; was beim Bikergruß leicht passieren kann, denn die Geschwindigkeit wird im Windschutz und dank dem Fahrwerk völlig unterschätzt.

Selbst auf die Gefahr hin, die Reputation als kompetenter Biker gänzlich zu verlieren, muss noch folgendes berichtet werden: Die Antischlupfregelung kann auch dazu verwendet werden den Motor abzuschalten – Anleitung: Legal an der Autokolonne an der Ampel vorbeischleichen, sich ganz vorne hinstellen und das Hinterrad genau auf den Gleisen der Straßenbahn platzieren; bei Grün möglichst beschwingt Gas geben; der Reifen dreht dann kurz durch und wenn es dem Bike zu blöd wird, stellt es den Motor ab. Anschießend muss man nur noch die Sympathiebekundungen der in der Schlange stehenden Autofahrer entgegennehmen, die Kreuzung im Kriechtempo verlassen und dankbar sein, dass unter dem Helm weder die Schamesröte noch die Identität erkennbar sind. Und eventuell lag es nicht einmal an der Elektronik und es ist einfach so gelungen, ein 175 PS-Bike beim Losfahren abzuwürgen. Aber daran wollen wir nicht einmal denken.

Zusammengefasst: Die K1300S ist die wahnsinnigste Art komfortabel unterwegs zu sein – oder die komfortabelste Art wahnsinnig unterwegs zu sein.