Wenn der Techniker Markus Schoaß ein schleifendes Geräusch hört, dann stimmt was nicht. „In einem Wasserkraftwerk sollten die Maschinen möglichst ruhig rotieren, tun sie das nicht, dann hört man das“, sagt der 34-Jährige. Er arbeitet für die Abteilung Betrieb- und Instandhaltung bei der Kelag und ist dort für die Wasser- und Fotovoltaik-Kraftwerke im Osten Kärntens zuständig. In diesem Job ist nicht nur sein Gehör gefragt. Sondern auch sein Geruchssinn. „Wenn es verbrannt riecht, läuten die Alarmglocken“, sagt Schoaß über die Kontrollgänge, die er unter anderem im Kraftwerk Koralpe absolviert.
Er und seine Teamkollegen stellen damit sicher, dass die Stromversorgung mit Wasserkraft rund um die Uhr funktioniert – auch unter widrigen Bedingungen. „Heikel wird unsere Arbeit vor allem bei Hochwasserereignissen, wenn große Objekte wie Baumstümpfe angeschwemmt werden und die Maschinen blockieren können. Dann rücken wir auch mit Motorsäge und Wathosen aus“, sagt Schoaß. Eine besonders wichtige Aufgabe sei die Störungsbehebung. „Wir sind rund um die Uhr in Bereitschaft, um bei etwaigen Störungen rasch reagieren zu können“, sagt Schoaß.
Darüber hinaus kümmert er sich um die Instandhaltung. Einmal im Jahr steht bei großen Kraftwerken wie der Koralpe eine Revision am Plan – „da werden die Bauteile der Maschinensätze zerlegt, inspiziert, saniert und wieder zusammengebaut. Damit gewährleisten wir die Effizienz und Betriebssicherheit unserer Anlagen“, sagt Schoaß.
Großrevision heißt es bei der Kelag, wenn ein Kraftwerk so richtig auf Herz und Nieren geprüft werden muss. „Nachdem das Kraftwerk Koralpe 30 Jahre in Betrieb stand, war es so weit: „Wir haben den gesamten Maschinensatz zerlegt, jedes einzelne Bauteil angeschaut und nicht mehr funktionstüchtige Komponenten erneuert. Damit wurde die Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit des Kraftwerks für die nächsten Jahrzehnte wieder hergestellt“, sagt Michael Kandutsch.
Er trägt als Projektleiter die Gesamtverantwortung für die Großrevision – von den ersten Planungen im Jahr 2020 bis hin zur Wiederinbetriebnahme im Dezember 2021. Übrigens etwas später als angenommen: „So eine Großrevision ist wie ein Überraschungsei. Nach dem Zerlegen des Synchrongenerators hat sich gezeigt, dass das aus rund 30 Tonnen Stahl bestehende Gehäuse nicht mehr zu verwenden war“, sagt Kandutsch. Das sogenannte „Blechpaket“ wurde ebenso erneuert wie das Wasser-Laufrad und der Kugelschieber, der den Wasserstrom wie ein gigantischer Wasserhahn auf- und zudreht. Kostenpunkt in Summe: 3,35 Millionen Euro.
Zu Spitzenzeiten waren bis zu 30 Techniker am Projekt gleichzeitig beteiligt, gerade in Pandemiezeiten eine extra große Herausforderung. Ihr Einsatz hat sich gelohnt: Nicht nur ist das Kraftwerk fit für die Zukunft, es ist auch um 10 Prozent mehr Leistung als vor der Großrevision auf Knopfdruck abrufbar. Möglich machen das vor allem Effizienzsteigerungen am Maschinensatz.
Eine Initiative der Kelag in Zusammenarbeit mit der Kleinen Zeitung.