Das grüne Herz Österreichs ist einer der stärksten Standorte für Industrie und Innovation in Europa. Doch die steigenden Energiepreise, die händeringende Suche nach qualifizierten Arbeitskräften und Herausforderungen wie der Klimawandel verlangen den steirischen Betrieben viel ab. Diese und weitere aktuelle Themen haben hochkarätige Experten beim jüngsten CONFIDIA talk diskutiert.

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Standortpolitik schafft Unabhängigkeit

Im März 2021 blieb das Containerschiff „Ever Given“ im Suezkanal stecken und blockierte hunderte Schiffe, die infolgedessen wochenlang vor diesem Nadelöhr auf eine Durchfahrt warteten. Der Zwischenfall beleuchtete erneut das Thema Lieferketten, das seitdem immer mehr in den öffentlichen Fokus rückt. Lange, internationale Lieferketten drücken zwar mitunter die Kosten, erzeugen jedoch eine gewisse Abhängigkeit von anderen Staaten. Das betont auch der 1. Vizepräsident des EU-Parlaments, Othmar Karas (ÖVP) beim CONFIDIA-Talk: „Unsere Energieversorgung haben wir in die Hände eines Diktators gelegt, weil wir dort am billigsten eingekauft haben. Unsere Produktion von Arzneimitteln und anderen Gütern in die Hände eines autoritären Regimes, China – weil wir dort am günstigsten produzieren können.“ Er plädiert für eine stärkere Standortpolitik für systemrelevante Bereiche wie der medizinischen und energiepolitischen Versorgung, um die Abhängigkeit zu verringern.

Die Industrie in der Energiewende

Stolze 513 Industriebetriebe zählt die Industriellenvereinigung (IV) in der Steiermark. Sie alle kämpfen seit dem Ukrainekrieg mit gestiegenen Energiekosten. Das wirft die Frage auf, wie eine leistbare Energieversorgung der steirischen Industrie in Zukunft gesichert werden kann. Laut Martin Graf, Vorstandsdirektor der Energie Steiermark, braucht es eine systematische Herangehensweise an die grüne Transformation der steirischen Industrie. Lokal produzierte, grüne Energie würde laut Graf nicht nur Haushalten, sondern auch der energieintensiven Industrie zugutekommen. Dafür müsse beim Netzausbau Tempo gemacht werden: „Wer JA sagt zu Ökostrom muss auch JA sagen zum Netzausbau“, so der Vorstandsdirektor. Bis dato verfügt die Energie Steiermark über ein fast 30.000 Kilometer langes Stromnetz, in dessen Ausbau mehr als 1,5 Milliarden Euro fließen. Auch die voestalpine steht hinter der Energiewende und glaubt an deren Machbarkeit für die Industrie: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, zeigt sich Franz Kainersdorfer beim CONFIDIA talk optimistisch. Der gebürtige Leobner ist Vorstandsmitglied der voestalpine.

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Wo der Schuh noch drückt

Obwohl es der steirischen Industrie derzeit nicht so schlecht geht, muss für eine langfristige Sicherung des Standortes an den richtigen Schrauben gedreht werden. Welche das sind, hat eine aktuelle Studie von Joanneum Research im Auftrag von der WKO und der IV untersucht. Ein Mangel an qualifizierten Fachkräften bereitet Industrieregionen in ganz Europa schlaflose Nächte – so auch Betrieben in der Steiermark. In der grünen Mark gibt es darüber hinaus noch Aufholbedarf bei „multimodalen Erreichbarkeit“. Damit ist gemeint, dass es Schwächen bei der Anbindung des Industriestandortes gibt. Infrastrukturprojekte wie der Neubau des Bosruck-Basis-Tunnels oder der Ausbau der Bahnstrecke Graz-Bruck würden die Wettbewerbsfähigkeit der steirischen Industrie stärken.

Positive Stimmung trotz Herausforderungen

Im Großen und Ganzen blicken die Experten beim CONFIDIA talk positiv in die Zukunft. Mit einer F&E-Quote von 5,17 Prozent ist die Steiermark Spitzenreiter in Sachen Forschung und Entwicklung. Auch der Breitbandzugang hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Patricia Neumann, Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich, zeigt sich optimistisch: „In der Steiermark hat sich gezeigt: Aus einer Krise heraus können immer wieder neue Ideen geboren werden, die sich zu einem Erfolgsmodell entwickeln. Es gibt keinen Grund, nicht davon auszugehen, dass die Steiermark auch diesmal wieder gestärkt hervor geht.“ Den gesamten CONFIDA talk, moderiert von Armin Wolf, können Sie hier nachschauen.

Unter den Gästen waren unter anderem: Lisbeth Wilding, Gernot Pagger, Valentina Herk, Horst Schachner, und viele weitere. Hier geht’s zu den Eindrücken des CONFIDA talk. 

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Entstanden in Kooperation mit CONFIDA Steiermark.