Frühlingsgefühle beim Filmfrühling! Graz und die Diagonale, das ist mittlerweile schon deutlich mehr als ein flüchtiger Flirt, das ist eine stabile cineastische Langzeitbeziehung: Das erste Mal ging das Festival des österreichischen Films hier 1998 über die Bühne – beziehungsweise über die Leinwände. Seit 2015 wird die Diagonale von einem Duo geleitet: Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber sind damals angetreten, um das renommierte Festival internationaler und breiter aufzustellen. Was auch gelungen ist. Die nächste Diagonale findet vom 21. bis 26. März statt. Und damit genug gequatscht: anbei fünf Produktionen, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet:

mise à nu

"mise à nu" ist eine österreichisch-deutsch-französische Koproduktion
"mise à nu" ist eine österreichisch-deutsch-französische Koproduktion © Leon Hörtrich/Wesley Salamone

Die jugendliche Anouk trainiert mit ihrem besten Freund Louis in einem von Männern dominierten Ringerteam. Bis jetzt wurde der körperlichen Nähe zwischen den Geschlechtern wenig Bedeutung beigemessen. Eine kurze Begegnung mit einem anderen Teammitglied in der Garderobe bringt dieses Verhältnis zum Kippen. Aufkommendes Begehren stellt die Selbstverständlichkeit einer platonischen Freundschaft zunehmend infrage. Ein sensibler und warmer Film über Freundschaft, sexuelles Erwachen und vermeintlich kleine Begegnungen, die alles auf den Kopf stellen.

Regie: Simon Maria Kubiena und Lea Marie Lembke
Dauer: 19 Minuten

Bye Bye, Bowser

Gegenüber von Lunas Fenster auf dem Gerüst einer Baustelle arbeitet der Bauarbeiter Laugo. Die junge Punksängerin erspäht ihn, dann schreibt sie ihm aus einer Schwärmerei heraus einen Song. Ein Flirt zwischen zwei Welten beginnt, als Luna beschließt, Laugo kennenzulernen. Nun trifft Partyexzess im Gemeindebau auf Arbeitsalltag, Wiener Boheme auf working class. Ein wilder musikalischer Ritt, eine herzerwärmend erzählte Geschichte eines ungewöhnlichen Flirts.

Regie: Jasmin Baumgartner
Dauer: 20 Minuten

Bye Bye, Bowser feiert bei der Diagonale'23 seine Uraufführung
Bye Bye, Bowser feiert bei der Diagonale'23 seine Uraufführung © Adrian Bidron/Anna Hawliczek/Johannes Hoss/Ioan Gavriel.

FEMINISM WTF

"FEMINISM WTF" ist eine wütende wie widerständige Momentaufnahme, die signalisiert, dass Feminismus keine Option, sondern eine Notwendigkeit ist. Katharina Mückstein weiß auch: „There is no quick fix!“, und erschließt im nächsten Atemzug einen Raum, um trotzdem mit dem Reparieren anzufangen. Und das Patriarchat wehrt sich im Begriff des Sterbens noch einmal mit aller Kraft gegen seinen eigenen Untergang. Unter die Gespräche mischen sich Tanz- und Kunstperformances, ästhetisierte Musikvideosequenzen und Sound.

Regie: Katharina Mückstein
Dauer: 96 Minuten

"FEMINISM WTF" von Katharina Mückstein
"FEMINISM WTF" von Katharina Mückstein © La Banda Film

BESETZT – Lobau Bleibt

Im August 2021 besetzen Aktivistinnen und Aktivisten Baustellen, um die geplante Wiener Stadtautobahn zu verhindern, die quer durch das Naturschutzgebiet Lobau führen soll. Sie fordern Klimagerechtigkeit statt Betonpolitik, formen Widerstand und eine Gemeinschaft;  "BESETZT – Lobau Bleibt" begleitet ihren Alltag auf den besetzten Arealen, gibt einen Einblick in Treffen, Organisation und Struktur sowie die persönlichen Motivationen und Herausforderungen der Aktivistinnen und Aktivisten. Dabei erwächst das Bild eines ganzheitlichen Widerstands, der über die Forderungen nach Mobilitätswende und Systemwandel hinausgeht und ein neues Gesellschaftsmodell, einen antikapitalistischen Gegenentwurf vorlebt, dabei experimentiert und auch scheitert – aber nie aufgibt!

Regie: Gerald Baumann und Matteo Molina
Dauer: 30 Minuten

"BESETZT – Lobau Bleibt" von Gerald Baumann und Matteo Molina
"BESETZT – Lobau Bleibt" von Gerald Baumann und Matteo Molina © Blendwerk film

MERMAIDS DON'T CRY

Die Hoffnung auf ein bisschen Glanz und Exotik im Leben schillert in unterschiedlichen Lilatönen, ist maßgeschneidert und handgefertigt: Annikas sehnlichster Wunsch ist eine künstliche Meerjungfrauenflosse. Eine, die man bis über den Bauchnabel hochzieht, um anschließend elegant durchs örtliche Hallenbad zu gleiten. Doch leider kostet das Prachtstück im Internet 2.458,90 Euro – zu viel für die Supermarktkassiererin, die bislang in ihrem muschelbestickten Badeoutfit mit Stoffflosse schwimmen geht und sich in ihren Tagträumen in die geheimnisvollen Untiefen der Ozeane imaginiert.

Was als heitere Satire beginnt, in deren schräge Welt man schnell hineingezogen wird, mündet alsbald im handfesten Drama, das von einer Frau erzählt, die einsieht, dass es keinen Sinn hat, in einer Traumwelt auf Erlösung zu warten – und ihr Leben schließlich selbst in die Hand nimmt.

Regie: Franziska Pflaum
Dauer: 92 Minuten

"MERMAIDS DON'T CRY" von Franziska Pflaum
"MERMAIDS DON'T CRY" von Franziska Pflaum © Prismafilm

Entstanden in Kooperation mit der Diagonale