An welchen Stellen profitiert man als Bauherr durch die Verwendung des Baustoffs Holz finanziell?
Fritz Klaura: Beim Bauen mit Holz ist eine präzise Planung im Vorfeld notwendig und viele Bauteile werden schon in den Holzbaubetrieben vorgefertigt Dadurch kann die Baugeschwindigkeit auf der Baustelle deutlich gesteigert werden, was den Bauherren wiederum Geld spart.
Auch ist es beim leichtgewichtigen Holzbau möglich, bei den Fundamenten zu sparen, da sie nicht auf schwere Bauteile ausgelegt werden müssen. Planer sollten sich frühzeitig mit diesem Thema auseinandersetzen.
Einsparungspotenzial ergibt sich auch aus der Oberflächentemperatur von Holzbauteilen (Wände, Decken, Dachschrägen), die uns weniger Wärme entziehen als „kalte“ Baustoffe. Es fehlen die sogenannten “kalten Zonen“, das heißt, man kann die Räume viel besser ausnützen. Dadurch spart man verbaute Fläche, was ökonomisch und natürlich auch ökologisch Sinn macht.
Wie schaut es mit den Energiekosten aus?
In den Normen wird als Wärmeleitwert von massivem Holz eine Lambda-Wert von 0,13W/mK angegeben. Tatsächlich liegt dieser Wärmeleitwert aber bei 0,0942W/mK, wie man in einer Studie (Holzbau 2020+; Holzcluster Salzburg) belegen konnte. Anlass für diese Untersuchung war die Erkenntnis, dass Bewohner von Holzhäusern sehr viel weniger Energie brauchen als zuerst angenommen oder die Energieausweise angegeben hatten.
Holz hat also eine ausgezeichnete „angeborene“ Dämmfähigkeit und dadurch eignet es sich wie kein anderer Baustoff zur Errichtung von Niedrigenergie- und Passivhäusern.
Da Holz auch eine sehr hohe Tragfähigkeit hat, sind die Wandaufbauten in Holzhäusern bei gleicher Dämmwirkung schlanker als bei herkömmlichen Bauweisen. Auch hier zeigt ein Beispiel, was Holz kann: Ein Würfel aus Tannenholz mit einer Kantenlänge von vier Zentimetern kann vier Tonnen tragen. Damit ist Holz kräftiger als Beton.
Fürs Bauen bedeutet das, dass man dadurch auch Raum gewinnt. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus sind das zehn bis 15 Quadratmeter.
Beim Hausbau ist die Planungsphase besonders wichtig. Hier kann man noch Einfluss nehmen und durch kluges Vorgehen spätere Betriebskosten einsparen. Es gibt Vieles zu bedenken. Wie steht der Baukörper zur Sonne, wie groß ist das Vordach, wie viele Fenster und Türen hat das Haus? All das sind wichtige Punkte, die der Planer berücksichtigen muss. Am Anfang des Bauprozesses kann man 100 Prozent der Kosten beeinflussen. Sobald die Fertigung in Auftrag gegeben wurde, ist die Chance vertan.
Während der Coronakrise ist Holz zur Mangelware geworden – und nun kam die nächste Krise, die zu Lieferengpässen führt. Das hat Auswirkungen auf die Preise?
Selbstverständlich ist Holz im Vergleich zu anderen Baustoffen immer noch kostengünstig. Die deutlichsten Preissteigerungen gab es zwischen Jänner und Juni 2021. Jetzt haben sich die Steigerungen wieder um 50 Prozent reduziert.
Während der Lockdowns hatten viele Heimwerker Zeit, sich mit „Do it yourself-Projekten“ zu beschäftigen und die heimischen Holzbaubetriebe hatten volle Auftragsbücher. Da kam eine verstärkte Nachfrage auf und das führte kurzfristig zu längeren Lieferzeiten. Nun legen sich die Holzbauunternehmen wieder vermehrt mehr Lagerware zu und können ihre Aufträge besser und flexibler bearbeiten.
Wer mit Holz bauen will, dem stehen verschiedene Bauweisen zur Verfügung. Wo liegen da die Preisunterschiede?
In der Preisgestaltung unterscheiden sich die drei großen Bauweisen folgendermaßen: Der Blockbau ist die kostenintensivste Variante, die Holzmassivbauweise liegt im Mittelfeld und die günstigste Variante im Holzbau ist die Rahmenbauweise.
Allerdings gibt es zwischen der Massiv- und der Rahmenbauweise noch einen großen Unterschied und zwar das Gewicht. Das spielt dann eine große Rolle, wenn man ausbauen, aufstocken oder erweitern will. Um die grassierende Bodenversiegelung einzudämmen, müssen wir in Zukunft weniger neu bauen, sondern eben erweitern und verdichten. In den Städten haben wir ein großes Potenzial für Aufstockungen. Der günstigste Baugrund ist die bestehende Infrastruktur eines Dachbodens. Die Häuser aus der Gründerzeit wurden mit Ziegeln gebaut – auch die Fundamente. Das heißt, Gewicht spielt hier eine große Rolle. Holzmassivbauteile wiegen nur ein Sechstel der Bauteilgewichte aus Ziegel und Beton. Mit der Rahmenbauweise liegt man bei einem Zehntel dieser Gewichte. Das erübrigt eine teure Ertüchtigung der Fundamente und der übrigen Bausubstanz. Auch leerstehende Gebäude lassen sich mit vorgefertigten und vorgedämmten Holzfassadenelementen gut sanieren.
Wie schaut es mit der Ökobilanz von Holz aus?
Mit Holz sparen wir aktiv CO2 ein, denn nicht nur Bäume, sondern auch Holzbauten sind CO2-Speicher. Sie entziehen der Atmosphäre große Mengen dieses Treibhausgases. So speichert ein Kubikmeter verbautes Holz eine Tonne CO2. Schon in der Bauphase zeigt sich die Umweltfreundlichkeit von Holz. Wasser, Luft und Licht genügen für die „Produktion“ des Grundstoffes Holz. In der Verarbeitung zu Baumaterial benötigt Holz deutlich weniger Energie als andere Baustoffe und verursacht damit weniger CO2.
Selbst am Ende seines Lebens setzt Holz nur jene Menge an CO2 frei, die gespeichert wurde. Das kann bei entsprechender Kaskadennutzung von Holzbauteilen mehr als 1000 Jahre dauern. Erst dann, wenn wir diese Materialien wieder dem Naturkreislauf übergeben, setzen wir dieses CO2 wieder frei. Welch andere Baustoff könnte das noch? Keiner. Holz ist genial.
Österreich verfügt über genügend Holzvorrat in den heimischen Wäldern. Derzeit werden nur zwei Drittel des jährlichen Zuwachses genutzt. Würde man den Holzexport außer Acht lassen, so könnten wir theoretisch alle Hochbauten in Österreich in Holz ausführen, ohne dabei an die Nachhaltigkeitsgrenze zu stoßen. Das wäre nicht nur volkswirtschaftlich sinnvoll, mehr Holzbauten wären auch eine Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel.
Entstanden in Kooperation mit proHolz Kärnten.