Sie haben beschlossen, Ihr eigener Chef, Ihre eigene Chefin zu sein - das bringt Ihnen nicht nur mehr Entscheidungsspielraum, sondern auch das gute Gefühl, aus eigener Kraft etwas aufgebaut zu haben. Damit sind Sie hierzulande nicht allein. Laut Wirtschaftskammer wurden alleine im Vorjahr 39.377 Unternehmen neu gegründet und sie alle haben eines gemeinsam: Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft. Damit das Abenteuer gelingt, gilt es jedoch einiges zu beachten, denn gerade die Anfangsphase hält einige Fallstricke bereit. Wir haben die wichtigsten Tipps und Erfahrungen gesammelt und aus diesen unterschiedliche Fallbeispiele mit fiktiven Personen - sogenannten Personas - geschneidert. Diesmal: Daniel*, 40, von dem wir uns vorstellen, dass er Abgänger der TU ist und mit zwei ehemaligen Studienkollegen eine App samt Startup entwickelt hat.
Hören Sie, wie der Markt tickt
„Den Mitbewerb zu analysieren und genau zu wissen, wie der Markt tickt – das ist am Anfang das Um und Auf,“ sagt Daniel. Gerade der mobile Bereich, in dem sich der Jungunternehmer mit seinem Startup bewegt, ist hart umkämpft: „Am Anfang hast du ständig die Befürchtung, jemand könnte dir mit seiner Idee zuvorkommen, aber man darf sich nicht verrückt machen.“ Was gegen Zukunftsangst hilft: Gründliche Recherche, Beobachtung der Branche und der Marktbegleiter und gute alte Marktforschung. Denn nur, wenn Sie Ihr Produkt, seine Chancen am Markt und Ihre Zielgruppe besser kennen als Ihre eigene Westentasche sind Sie optimal auf neue Herausforderungen vorbereitet. Wer kauft Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung? Wie viel sind diese Menschen bereit, dafür auszugeben? Wie findet das Produkt überhaupt den Weg zu Ihren Abnehmern? Und wie sieht die aktuelle Situation auf dem Markt aus? Diese Fragen sollten Sie sich unter anderem stellen, wenn Sie eine Strategie aufstellen wollen, die Hand und Fuß hat.
Setzen Sie sich klare Ziele
Sind diese Hausaufgaben in Sachen Marktforschung erst einmal erledigt, heißt es, eine maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln. „Wir waren total begeistert von unserer Idee – das hat uns, ehrlich gesagt, ein bisschen unvorsichtig gemacht. Klar: In unseren Köpfen hat ja alles Sinn ergeben, aber ohne klaren Fahrplan verzettelst du dich", erinnert sich Daniel. Als nächsten Schritt nach oder vielleicht sogar schon im Zuge der Marktforschung legt er allen Neugründern daher eine gut überlegte Strategie ans Herz. Sie wissen jetzt, dass Ihre Idee am Markt Bestand haben wird, aber zu einem Unternehmenskonzept mit Hand und Fuß gehören klar definierte Ziele. Fragen Sie sich genau, welche Absatzwege Sie nutzen wollen, wie sie Ihre Preise gestalten wollen und scheuen Sie sich nicht, sich ausführlich beraten zu lassen.
Wenn Ihr Konzept fertig ist, fangen Sie gerade erst an
„Den ersten Fehler, den du beim Erstellen deiner Strategie machen kannst, ist zu glauben, du bist fertig und brauchst nie wieder nachbessern,“ resümiert Daniel. Nicht nur die Erfahrungen junger Gründer, sondern so gut wie aller Unternehmer zeigen: Eine gute Marketingstrategie steht und fällt mit der Analyse der Situation Ihres Unternehmens am Markt. Behalten Sie also Ihr Umfeld und Ihre internen Stärken und Schwächen laufend im Blick und richten Sie Ihren Fahrplan danach aus. Scheuen Sie sich nicht davor, Ihre bisherige Richtung gegebenenfalls zu überdenken und nachzujustieren. „Wir waren erst davon überzeugt, dass wir uns als Startup unbedingt auf Social Media präsentieren müssen“, erinnert sich Daniel. Um auf Facebook, Instagram und Twitter aber wirklich auf sich aufmerksam machen zu können, ist mehr nötig, als eine Stunde am Tag zu investieren: „Eher brauchst du mindestens eine Halbtagskraft, die nur damit beschäftigt ist, den Content zu erstellen. Das konnten wir uns am Anfang nicht leisten und es hat für unser Unternehmen auch nicht wirklich Sinn gemacht – unsere Zielgruppe nutzt lieber andere Kanäle, wie unsere Webpage oder persönliche Empfehlungen.“ Gerade, was neue Medien betrifft, sollten Sie sich also gut überlegen, wie Ihr Unternehmen genau profitieren kann und was nötig ist, um einen guten Auftritt hinzulegen.
Behalten Sie bei der Rechtsform Ihre Situation im Blick
Welche Rechtsform passt zu mir? Diese Frage stellen sich die meisten Gründer – und wenn Sie nach einer pauschalen Antwort suchen, müssen wir Sie leider enttäuschen. Denn jede Gründung, jedes Unternehmen, das gerade erst wächst, ist anders. „Du kannst eigentlich nur von deiner momentanen Ist-Situation ausgehen“, meint Daniel, “und danach dann deine Entscheidung ausrichten.“ Weil der Jungunternehmer seine Firma mit zwei Freunden gegründet hat, war für ihn eine Offene Gesellschaft – kurz OG – die Rechtsform der Wahl. „Damit waren wir am Anfang flexibel und konnten schnell gründen. Wichtig ist aber bei aller Freundschaft, alle Rechte und Pflichten im Gesellschaftsvertrag ganz genau festzuhalten.“ Falls sich Ihre Situation ändern sollte, können Sie hier ebenfalls reagieren, denn die Rechtsform Ihres Unternehmens ist nicht in Stein gemeißelt. Daniels Tipp: „Gerade bei der Wahl der Rechtsform sind Anlaufstellen wie das Gründerservice eine gute Wahl.“ Die meisten Unternehmensgründungen in Österreich sind übrigens Einzelunternehmen mit einem Löwenanteil von gut 85%.
Nehmen Sie den Kapitalbedarf nicht auf die leichte Schulter
Das liebe Geld spielt natürlich auch beim Gründen eine wichtige Rolle. Schon vor dem Start ist die Finanzierung das Thema, dem Sie mit die meiste Aufmerksamkeit widmen sollten. „Wir sind da mitunter schon sehr blauäugig an die Sache herangegangen und haben unseren Kapitalbedarf in manchen Bereichen definitiv unterschätzt“, erzählt Daniel. Tatsächlich unterschätzen nicht wenige Gründer diesen Bereich und starten unterkapitalisiert. Dabei vergessen sie aber, dass Kapital vor dem Start eines Projektes leichter zu beschaffen ist, als nach mehreren Monaten mit schlechten Umsätzen. „Wir hätten anfangs mehr Reserven gebraucht“, erzählt Daniel, „Gute zehn Prozent solltest du dir auf jeden Fall auf die Seite legen.“ Daher ein Tipp: Schätzen Sie Ihren Kapitalbedarf so genau wie möglich. Wenn Sie sich über eine Position nicht genau im Klaren sind, ist eine grobe Schätzung immer noch besser, als Kosten wegzulassen – so sind Sie auf der sicheren Seite.
*Daniel ist eine fiktive Person, die Ihnen von realen Erfahrungen von Gründerinnen und Gründern berichtet.
Entstanden in Kooperation mit der Jungen Wirtschaft Kärnten und dem Gründerservice Kärnten.