Freie Zeiteinteilung, eigene Entscheidungen treffen und dann ist da noch dieses ganz besondere Gefühl, wenn Sie wissen, dass Sie Ihr eigener Chef sind – keine Frage, so eine Unternehmensgründung ist nicht nur eine spannende, sondern wahrscheinlich auch die größte Challenge, der Sie sich in Ihrer Karriere stellen können. Wir haben Menschen getroffen, die das am besten wissen müssen – sie sind nämlich selbst Gründer. Sie haben sämtliche Hochs und Tiefs durchlebt auf dem Weg zum Erfolg im Business, und genau deshalb haben wir sie gefragt, was sie gerne vorher gewusst hätten. Diesmal erzählt uns Nadine, 32, wie sie zusammen mit einer Freundin eine kleine Agentur aufgemacht hat, wie es ihr in der Planungsphase gegangen ist und welche Fehler Sie vermeiden sollten.
Sie haben eine gute Idee? Behalten Sie sie für sich.
Der erste Fehler, den Sie beim Gründen machen können, ist, sich den Schneid abkaufen zu lassen. „Ich bin Monate … nein, eigentlich fast jahrelang mit der Idee im Kopf herumgelaufen, dass ich mich selbstständig machen will. Drüber getraut hab ich mich erst nach einer Ewigkeit“, erzählt Nadine. Wenn Sie auch mit dem Gedanken an ein eigenes Unternehmen spielen, kennen Sie vielleicht die Entmutigungen, die Ihnen begegnen, wenn Sie anderen von Ihren Plänen erzählen. Auch die junge Bäckerin kennt das: „Wie oft hab ich im Bekanntenkreis den Satz gehört: ‚Also ich würd mich das ja nicht trauen‘, und eine Zeit lang hat mich das echt entmutigt.“ Nadines Tipp gegen die Mutlostigkeit: „Einfach auf sich selbst konzentrieren und auf die eigenen Ziele vertrauen – wenn du’s wirklich willst, lässt es dich eh nicht los. Ich hab mich dann erst einmal beraten lassen, was die nächsten Schritte sein könnten.“
Wer braucht schon einen klaren Fahrplan?
Sie sind schon einen Schritt weiter und wollen Ihre Business-Idee in die Tat umsetzen? „Ein unglaubliches Gefühl“, erinnert sich Nadine, „wenn du weißt, dass du das jetzt wirklich machst.“ Trotz aller Euphorie sollten Sie sich aber nicht treiben lassen, denn gute Vorbereitung ist in jeder Phase des Gründens die halbe Miete. Auch für Nadine war das ein Lernprozess: „Wir sind mit voller Kraft in unser Projekt gestartet – es war ja doch unser Baby – und haben uns dann teilweise verzettelt“, erinnert ich die Jungunternehmerin. Nadine empfiehlt, sich eine Art Fahrplan zurechtzulegen mit den Schritten, die als nächstes zu tun sind, sowie Deadlines. „Wir haben ihn dann aufgehängt und jeden Tag gesehen, das hat beim Fokussieren geholfen“, erklärt Nadine ihre Taktik. Der Vorteil: Schon beim Aufschreiben merken Sie, ob Sie in die richtige Richtung unterwegs sind, oder ob es noch irgendwo hakt.
… oder einen Businessplan?
Noch einen Schritt weiter gehen wir mit dem Businessplan – den verlangen Banken zum Beispiel bei Finanzierungen. Nadine und ihre Partnerin konnten ihre Gründung aus Eigenmitteln stemmen und haben deshalb erst einmal auf den Businessplan verzichtet. „Keine gute Idee“, wie Nadine heute einräumt. So ein Businessplan ist nämlich nicht nur in Sachen Hard Facts ein guter Leitfaden, er legt auch das Unternehmenskonzept fest und hält Sie im Gründungsprozess auf Kurs. So gesehen ist er ein wichtiges Planungsinstrument und kann helfen, das eigene Konzept klarer zu sehen. „Wir haben uns schlussendlich doch zusammengesetzt und den Businessplan geschrieben, dann hat es richtig Spaß gemacht. Und natürlich hat es uns geholfen, unsere kreativen Ideen in Fakten zu übersetzen“, sagt Nadine. Übrigens ist kein Businessplan in Stein gemeißelt: „Wir haben am Anfang öfters bewusst einen Blick reingeworfen und abgecheckt, ob das, was wir vor ein paar Monaten aufgeschrieben haben noch zu unserer Situation am Markt passt.“ Weil aller Anfang schwer ist, hat Nadine noch einen Tipp: „Am besten zum Gründerservice gehen und sich ein paar Ratschläge holen – uns hat das echt geholfen.“
Lassen Sie sich von der Anfangsphase nicht entmutigen
„Wir sind dann in unserem neuen Büro gesessen und haben uns gedacht: ‚Los geht’s!‘“, schmunzelt Nadine. Und stellt klar: „Wenn du gründest, legst du ja nicht auf einmal einen Hebel um und schon stehen die Kunden vor der Tür.“ Besonders die Gewinnung von Neukunden kann anfangs schleppend gehen. Der Tipp unserer jungen Unternehmerin: „Wichtig ist, dass du dich von Anfang an um dein Netzwerk kümmerst, dir vielleicht auch einmal gegenseitig aushilfst. So weißt du auch viel besser über die Situation in der Branche Bescheid.“ Ist die Anfangsphase schleppend, muss das noch kein Grund zur Sorge sein: „Ganz schlecht ist, sich entmutigen zu lassen, wenn es einmal schleppend läuft mit den Aufträgen. Du hast es ja auch selbst in der Hand.“
Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie alles alleine schaffen müssen
Zwischen unzähligen Terminen, neuem Input und dem Wissen, endgültig selbst für die eigene Existenz verantwortlich zu sein, fühlen Sie sich vielleicht manchmal überwältigt. Das kennt auch Jungunternehmerin Nadine: „Ich hab mich wie unter Strom gefühlt und teilweise nicht besonders gut geschlafen in der Nacht. Es war echt alles ziemlich aufregend.“ Gerade dann ist es aber wichtig, wenn Sie auf professionelle Unterstützung setzen und sich klar zu machen, dass Sie auf keinen Fall alleine sind mit Ihren Sorgen. „Es gibt eigentlich für jedes Anliegen jemanden, der dich beraten kann“, meint unsere Unternehmerin. Und: „Irgendwer hat mit Sicherheit schon einmal die gleichen Fragen gestellt, also braucht man sich wirklich nicht dumm vorkommen.“
Entstanden in Kooperation mit der Jungen Wirtschaft Kärnten und dem Gründerservice Kärnten.