So einen Stromausfall hast du bestimmt selbst schon erlebt. Er ist unangenehm, aber weil unser Stromnetz eines der sichersten der Welt ist, meistens auch schnell wieder vorbei. Wenn aus der Steckdose aber über längere Zeit oder sogar dauerhaft kein "Saft" mehr kommt, sieht die Sache schon ganz anders aus. Dann ist es zu einem sogenannten "Blackout" gekommen, der nicht nur den eigenen Haushalt, sondern im Extremfall das ganze Land betrifft. Hier fallen nämlich auch wichtige Teile der öffentlichen Infrastruktur, wie zum Beispiel die Wasserversorgung, der öffentliche Verkehr oder das Internet und Telefonnetz aus. Die gute Nachricht: Wenn du gut vorbereitet bist, stehst du das auf jeden Fall durch. Wie ein Tag im Katastrophenfall aussieht? Unsere Autorin hat den Selbstversuch gewagt.
08:00 Uhr: Alles geht aus
Dass nichts mehr geht, merke ich vor allem daran, dass das Radio ausgeht, normalerweise brauche ich nämlich Berieselung beim Frühstück. Vielmehr ist das Internet ausgefallen, denn meinen Lieblingssender streame ich auf meinem Laptop. Zuerst werfe ich einen Blick in den Sicherungskasten. Oder vielmehr: Ich würde einen Blick hineinwerfen. Für meinen Selbstversuch habe ich ganz einfach den FI-Schalter umgelegt, im echten Katastrophenfall wäre er aber trotz Stromausfall noch oben, auch die Sicherungen wären in Ordnung. Eine kurze Nachfrage bei den Nachbarn würde ergeben, dass auch bei ihnen der Strom ausgefallen ist. Was noch fehlt zum Blackout? Der Katastrophenalarm per Sirene: Ein durchgehender Ton, drei Minuten lang.* Meinem Freund schreibe ich eine SMS – wenn schon das mobile Internet nicht geht, sollte ich das Netz nicht zusätzlich mit Anrufen belasten.
09:30 Uhr: Blackout – ganz Österreich hat keinen Strom
Der Fernseher funktioniert natürlich nicht – dafür hat mein simulierter Stromausfall gesorgt. Smartphone und Laptop gehen zwar noch, aber auch der Router liegt erst einmal still. Das mobile Internet auf meinem Handy wäre im Ernstfall zumindest quälend langsam, wenn nicht sogar ganz ausgefallen, aber zum Glück habe ich mein altes Radio noch im Abstellraum und genügend Batterien, um es schnell wieder flott zu machen. Bei einem Blackout ist das die sicherste Quelle für Informationen darüber, wie ich mich jetzt verhalten muss. Sicherheitshalber bleibe ich auf jeden Fall daheim.
09:45 Uhr: Ich ziehe alle Stecker
Für den Fall, dass der Strom wiederkommt, stecke ich erst einmal alle laufenden Geräte aus. Ich meine nämlich, mich erinnern zu können, dass es zu einem zweiten Blackout kommen kann, wenn das Stromnetz wieder hochgefahren wird und zu viel Last liefern muss. Meine Nachttischlampe lasse ich aber angesteckt und schalte sie ein, damit ich gleich merke, wenn ich wieder Strom habe. Ein weiteres Alarmsignal - die Sirene, die eine Minute lang an- und abschwillt, würde mir zu verstehen geben, dass es jetzt wirklich ernst ist, ich zu Hause bleiben und auf Informationen im Rundfunk achten soll.*
10:00 Uhr: Wie viele Vorräte habe ich eigentlich noch da?
Im Radio würde ich jetzt wahrscheinlich hören, dass niemand so genau weiß, wann dieses Blackout wieder behoben werden kann, aber alles getan wird, um die Störung rasch zu beheben. Na toll. Mein Freund sagt ja im Scherz gerne, ich sei leicht paranoid, weil ich immer schaue, dass Vorräte im Haus sind – aber jetzt gerade bin ich richtig froh darüber. Ich habe einen ganzen Schrank voller Konserven und Dosen, mit denen wir gut und gerne zwei Wochen lang auskommen. Für heute nehme ich mir trotzdem vor, erst einmal alles Verderbliche zu verbrauchen und werfe einen Blick in den Kühlschrank. Genau jetzt fällt mir ein, dass das Gefrierfach ja auch vom Stromausfall betroffen ist. Die Lebensmittel daraus gebe ich erst einmal in einen Plastiksack. Auch sie werde ich bald aufbrauchen müssen.
10:30 Uhr: Ich mache mir Gedanken über Nachbarschaftshilfe
Wenn das hier ein echtes Blackout wäre, dann wäre jetzt, wo in meiner eigenen Wohnung erst einmal alles erledigt ist, ein guter Zeitpunkt, um im Haus herumzufragen, ob jemand Hilfe braucht. Mir fällt da zum Beispiel Frau Meyer aus dem zweiten Stock ein – sie ist über achtzig Jahre alt und bekommt jeden Tag Essen auf Rädern. Das wäre im Notfall bestimmt nicht möglich, aber mit unseren Vorräten könnten wir die ältere Dame erst einmal mit versorgen. Das schwarze Brett unten am Eingang funktioniert zum Glück ganz altmodisch ohne Elektrizität – hier könnten wir wichtige Infos und Mitteilungen aufhängen.
11:30 Uhr: Langsam bekomme ich Hunger
Ich weiß nicht, ob es die Aufregung ist (ja, auch ein Selbstversuch kann ganz schön aufwühlen), aber ich habe langsam das Gefühl, dass nicht nur meine Nerven Nahrung brauchen. Im Kühlschrank ist noch eine Portion Spaghetti von gestern, die zur Not auch kalt schmeckt – die Mikrowelle spielt bei meinen Essensplänen ja nicht mehr mit. Zum Nachtisch nehme ich mir den Becher Joghurt, der demnächst abläuft.
12:30 Uhr: Beschäftigungstherapie ganz ohne Strom
Meinen Laptop habe ich ausgemacht, mein Smartphone läuft erst einmal nur auf Sparflamme – ich weiß ja auch im Ernstfall nicht, wie lange dieses Blackout dauert. Da ist Beschäftigung ohne Strom angesagt. Dass ich eine Leseratte bin, kommt mir jetzt wirklich zugute, ich habe sowieso einen riesigen Stapel Bücher, die ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit lesen will. Das Gute an meiner Situation ist immerhin, dass ich sie jetzt endlich dazu komme. Abgesehen davon lenkt es mich ab und macht mich ein wenig ruhiger. Das Radio läuft im Hintergrund aber immer mit, für den Fall einer Entwarnung.
15:00 Uhr: Stolperfallen fliegen raus
Auch ich kann mich nicht ewig in ein Buch vertiefen – immerhin habe ich jetzt aber einige Zeit überbrückt. Weil ich jetzt aber wirklich kurz aufstehen und mich strecken muss, nutze ich das für einen kurzen Rundgang durch die Wohnung. Es wird nicht mehr ewig hell bleiben und nach Anbruch der Dunkelheit bin ich auf Kerzenlicht und Taschenlampen angewiesen. Ich rücke deshalb ein freistehendes Regal an die Wand, bei dem ich im Dunkeln leicht anstoßen könnte. Meine Kerzen lege ich schon einmal in der Küche bereit, außerdem habe ich immer Zünder im Haus.
18:00 Uhr: Das Abendessen kommt vom Grill
Mittlerweile ist auch mein Freund daheim und er muss natürlich auch mitmachen bei meinem Selbsttest – auch ihm schadet so eine kleine Übung für den Ernstfall nämlich überhaupt nicht. Eigentlich ist es ja auch ganz romantisch im Kerzenschein – aber mit den Taschenlampen finden wir uns dann doch besser zurecht. Schön langsam könnten wir auch etwas Warmes zu Essen gebrauchen. Nicht, dass das in einem echten Ernstfall wichtig wäre, aber kalte Ravioli aus der Dose schmecken wirklich schauerlich, deswegen stellen wir sie kurzerhand auf unseren Gasgrill auf der Terrasse. Meiner besseren Hälfte scheint dieser Grillabend der etwas anderen Art fast schon Spaß zu machen – er muss ja auch nicht schon seit Stunden ohne Strom auskommen.
19:30 Uhr: Auf Brettspiele ist auch ohne Strom Verlass
Zu zweit fällt die Beschäftigungstherapie im Ernstfall eindeutig leichter. Wir kramen also erst unsere alten Uno-Karten wieder heraus und legen dann noch eine Runde Monopoly ein. Das geht auch mit unserer Notbeleuchtung erstaunlich gut und so vergeht wenigstens die Zeit.
22:00 Uhr: Entwarnung – alles halb so wild
Hier beende ich meinen Selbstversuch und lege den FI-Schalter wieder um. Wie geplant, geht nur die Nachttischlampe wieder an. Die restlichen Geräte würde ich im Ernstfall erst nach und nach wieder einschalten, um das Netz nicht zu sehr zu belasten. Erleichterung macht sich breit: Auch, wenn das hier nur ein Test war ist es schön, den Strom einfach so wieder einschalten zu können. Trotzdem weiß ich jetzt, dass ich gut vorbereitet bin: Meinen Tag ohne Strom habe ich eigentlich ganz locker gemeistert.
* Bitte beachte hier: Sofern die Sirenen an dieser Stelle noch funktionieren. Das muss nämlich nicht sein.
Entstanden in Kooperation mit dem Zivilschutzverband Steiermark.