Text und Interview: Hannah Stefitz
Die dänische Hauptstadt ist nicht nur berühmt für Kanelsnurre (Zimtschnecken) und Rumkugle (selbsterklärend), sondern auch für ihre harmonische Verbindung von historischer Architektur und modernem Design. Heuer ist Kopenhagen sogar die Welthauptstadt der Architektur – ein würdiges Lob für ihre Leistungen im Bereich Baukunst und Design. Denn in Kopenhagen herrscht eine besondere Stimmung, die geprägt ist von der Gelassenheit, der Coolness und dem Wohlbefinden der Bewohner – und auch das muss gewürdigt werden. Deshalb geben wir in diesem City Guide nicht nur einen Einblick in die einzigartige Architektur- und Designszene der Stadt, sondern tauchen auch in den Kopenhagener Lifestyle ein und zeigen versteckte Perlen, die man sonst so schnell gar nicht findet.
Let’s go.
Vom Flughafen aus, der nur unweit der Stadt liegt, geht’s direkt zum Hotel (dazu später mehr) und dann ins Stadtzentrum. Was einen dort erwartet? Hot-Dog-Wägen (unbedingt probieren), Tulpen- und Blumenstände, die uns schnell den Frühling herbeisehnen lassen, und ein super-stylisch angezogener Mensch nach dem anderen. Und da wir alle wissen, dass sich die Kopenhagener nicht nur gut kleiden, sondern auch Räume wunderschön einrichten können, muss der erste Stopp bei Hay House sein – dem zweistöckigen Interior-Design-Shop von Mette und Rolf Hay, in den man am liebsten sofort einziehen würde. Das weltbekannte dänische Label ist seit 2004 nicht mehr aus der Interior-Design-Welt wegzudenken. Und das nicht ohne Grund – der typisch dänische Stil zieht sich durch das gesamte Sortiment und zwischen neutralen Farben blitzen immer wieder blaue, pinke oder grüne Details durch. Wir haben Mette und Rolf in Kopenhagen besucht und ihnen die drei brennendsten Fragen gestellt.
Nach dem HAY House geht’s weiter mit der Stadterkundung – von einem architektonischen Hotspot zur nächsten Bildergalerie.
Mit dabei, weil’s schnell gehen musste? Kaffee und Kanelsnurre von Lagkagehuset – sozusagen der dänische Starbucks, nur halt in chic. Das Gute in Kopenhagen ist, dass man fast alle architektonischen Hingucker zu Fuß abgehen kann. So kommt man leicht auf seine 10.000 Schritte am Tag (oder 20.000).
- Nicht weit weg vom Hay House, eigentlich sogar in der gleichen Straße, findet sich die Nikolaj Kunsthal: eine Kunstausstellung inmitten einer der ältesten Kirchen der Stadt, der St. Nikolaus-Kirche. „I’m not a church“ steht vor den Eingangstüren und drinnen erwartet die Besucher experimentelle und innovative Kunst, aufgeteilt auf die verschiedenen Stockwerke der Kirche. Ein Erlebnis für alle Kunstliebhaber und auch für die, die es sonst normalerweise nicht sind.
- Weiter gehts mit der Glyptotek. Dort findet man antike Skulpturen aus dem Mittelmeerraum. Der eigentliche Hingucker ist aber der Wintergarten. Unter der riesigen Kuppel lässt es sich super verweilen und Sonnenstrahlen genießen – zwischen Monstera, Palmen und antiker Geschichte.
- Danach spazieren wir weiter zum Dansk Arkitektur Center. Der Weg dorthin verläuft direkt am Wasser mit Blick auf den Stadtteil Christianshavn, den wir später auch ansteuern werden. Vor Ort erwarten einen Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen rund um das Thema Architektur und Städtebau, inklusive einer großen Architektursammlung. Es dient als ein Ort für Diskussionen und Inspiration für Architekten, Designer und Interessierte.
- Nach dem Arkitektur Center spazieren wir weiter zur Circle Bridge. Sie wurde vom dänischen Künstler Olafur Eliasson entworfen und verkörpert die Schönheit und das moderne Design Kopenhagens. Die Brücke besteht aus fünf miteinander verbundenen kreisrunden Plattformen und lädt durch ihre Breite zum Verweilen ein.
- Wer keine Lust hat, lange Zeit den Ausblick zu genießen, spaziert direkt weiter nach Christianshavn. Dieses Viertel ist zwar ruhiger als Vesterbro oder Nørrebro (mehr dazu später bei den Foodie-Tipps), hat aber genauso viel zu bieten. Von der Circle Bridge aus spaziert man durch malerische Gassen über Brücken bis zur Vor Frelsers Kirke, wo man drinnen und dann draußen unzählige Stufen erklimmt, um schließlich wortwörtlich von der Kirchturmspitze über Kopenhagen zu blicken. Die Kirche ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch ein perfekter Aussichtspunkt (außer man hat Höhenangst).
- Nach dem kurzen sportlichen Ausflug in luftige Höhen holen wir uns den nächsten Kaffee bei Grød ab, bevor wir uns Richtung Christiania wagen – eine autonome Gemeinde in Kopenhagen. Sie wurde 1971 von einer Gruppe Hippies auf einem verlassenen Militärgelände gegründet und ist zu einem einzigartigen kulturellen Zentrum geworden. Es gibt viele kleine Läden, Galerien, Restaurants und Cafés in Christiania, die von den Bewohnern betrieben werden. Vor allem ist die autonome Gemeinde für ihre Street-Art-Szene bekannt.
- Von Christiania aus nimmt man dann den Bus zum Copenhagen Contemporary, ein Museum auf der Halbinsel Refshaleøen. Die aktuelle Ausstellung fokussiert sich auf Lichtinstallationen, die die Sinne trügen und Realität mit Illusion verschmelzen lassen. Sehr interessant anzuschauen, aber leider darf man hier keine Fotos machen!
Während Christianshavn und das Zentrum also das architektonische und kulturelle Herz höherschlagen lassen, finden sich in Vesterbro und Nørrebro die Foodie-Liebhaber wieder. Die zwei Viertel gehen über vor kleinen Gassen mit Restaurants, Bars und süßen Cafés. Hier unsere Top 10 mit unserem Stargast Hverdagen:
- Torvehallerne: ein riesiger Food Market mit dänischen Spezialitäten. Unbedingt die Austern probieren!
- Pompette (Møllegade 3): eine kleine, aber feine Wein-Bar. Perfekt, um den Abend ausklingen zu lassen!
- Delphine (Vesterbrogade): mediterrane Küche, inspiriert von Griechenland und Süditalien, mit wunderschönem Interieur!
- Ruby (Nybrogade): Nicht mehr ganz in Vesterbro, sondern eher schon im Zentrum erwartet die Gäste hier eine ruhigere, gemütlichere Cocktail-Bar mit klassischen und modernen Kreationen!
- Skt. Peders Bageri (Sankt Peter Straede): Auch im Zentrum: die älteste Bäckerei in Kopenhagen. Hier gibt’s die besten Kanelsnurre. Unbedingt die mit Kardamom probieren!
- Restaurant Spuntino (Vesterbrogade): italienisches Restaurant mit Pasta und neapolitanischer Pizza.
- Selma (Rømersgade): dänisches Restaurant mit dem typischen Smørrebrød.
- Sasaa (Blågårdsgade): ein kleines, aber feines afrikanisches Restaurant. Unbedingt die „Reise durch Afrika“ wählen, um alle Spezialitäten durchprobieren zu können.
- Pico (Skyttegade): ein Pizzarestaurant, spezialisiert auf neapolitanische Pizzen. Hier kommt zwar alles etwas kleiner daher,
aber dafür dreifach. - Hverdagen: eine Eatery & Bar in Kødbyen, spezialisiert auf Dinner und Brunch, mit einzigartigem Interior Design, das Aspekte eines typischen Restaurants mit einem Open Table vereint. Wir haben uns mit den Innenarchitekten von Vermland, Anton Bak und Joakim Tolf Vulpius, getroffen und mal nachgefragt.
3 Fragen an Mette & Rolf Hay
Woher kommt eure Liebe zum Design und was inspiriert euch?
Mette Hay: Meine Liebe zum Design entstand schon in jungen Jahren. Während meiner Teenagerzeit hatten meine Eltern ein Designgeschäft – ich wusste schon immer, dass ich mit Design arbeiten wollte.
Rolf Hay: Im Gegensatz zu Mette habe ich meine Liebe zum Design etwas später im Leben entdeckt. Ich kam dazu, als ich in Deutschland lebte – und konnte mir ein Berufsleben in einem anderen Bereich einfach nicht mehr vorstellen. Es gibt drei Schlüsselprinzipien, mit denen sich unsere Marke schon immer eng verbunden fühlte: Kunst, Mode und Architektur.
M H.: Wir lassen uns vom Reisen inspirieren, von Museen, der Kunst und den Gebäuden, die wir sehen – aber vor allem sind es die Menschen, die wir unterwegs treffen und von denen wir umgeben sind, die uns am meisten inspirieren.
Wie wählt ihr eure Kollaborationspartner aus?
M H: Es gibt keine bestimmte Formel oder einen Plan, wie wir bei Hay mit jemandem zusammenarbeiten.
R H: Von Anfang an war es unser Ziel, mit den besten Designern der Welt zusammenzuarbeiten ... Das kann viele Formen annehmen.
M H: Meistens ist der Ausgangspunkt der gegenseitige Respekt und die Bewunderung für die Arbeit des anderen. Aber es kann wirklich auf unzählige Arten geschehen, ein Treffen, ein Vorschlag oder eine glückliche Zufallsbegegnung.
Wenn ihre beide jetzt einen eurer Hay-Läden besuchen würdet, was würdet ihr auf jeden Fall mit nach Hause nehmen?
M H: Ich muss zugeben, dass ich mich mit solchen Fragen immer schwer tue, weil ich an alle unsere Produkte glaube – sonst hätten sie ja gar nicht erst einen Platz im Hay-Universum gefunden! Aber wenn ich mich in diesem Moment für etwas entscheiden müsste, dann wäre es etwas aus der Sobremesa-Kollektion von Laila Gohar – das Geschirr ist perfekt für die kommende Saison und für gemeinsame Mahlzeiten mit Freunden und seinen Lieben.
R H: Dank Rietveld Originals hatten wir das Vergnügen, die Crate Collection in diesem Frühjahr in die Hay-Familie aufzunehmen. Ich freue mich schon sehr darauf, einen Moment in der Sonne zu finden, um in einem Crate Chair zu sitzen, der für den Außenbereich geeignet ist.
3 Fragen an Anton Bak & Joakim Tolf Vulpius
Wie habt ihr mit dem Design-Prozess gestartet?
Joakim und Anton: Hverdagen liegt in der Nähe des lebhaften Viertels Kødbyen in Kopenhagen. Die Besitzer wollten alltägliche Lebensmittel auf experimentelle und nachhaltige Art und Weise vorstellen – mit 100 % biologischen Zutaten. Das Interieur von Hverdagen kombiniert also die Idee eines traditionellen Restaurants mit einem Long-Table-Dinner-Konzept für Freunde und Familie. Alle Möbel sind vollständig aus demselben Douglasienbaum gefertigt, entworfen und handgefertigt von Vermland Studio und Tischlerei.
Warum habt ihr euch beim Interior Design für einen herabhängenden Tisch entschieden?
J: Wir sehen, dass immer mehr Menschen in Restaurants ihr Essen teilen wollen. Dieses Konzept ähnelt einem zwanglosen Abendessen zu Hause, bei dem man einen oder zwei gemeinsame Töpfe statt einzelner Teller hat. Wir lieben diese intime Art des gemeinsamen Essens und wollten sie aufgreifen, indem wir einen langen Tisch in den Mittelpunkt des Raums stellten.
Ihr habt euch bei den Möbeln für einen Douglasienbaum entschieden. Warum genau dieser?
A: Wir versuchen unser Bestes, Möbel aus lokalen und langlebigen Materialien zu entwerfen und herzustellen, von denen wir glauben, dass sie noch viele Jahrzehnte lang zur Freude ihrer Besitzer beitragen werden.
Sleep green in Kopenhagen
Wenn man tagsüber schon eine neue Stadt erkundet, Eindrücke und Erinnerungen sammelt, will man abends einfach heimkommen, sich wohlfühlen und entspannen. Da kommt das NH Collection
Copenhagen ins Spiel – der perfekte Rückzugsort nach einem Tag voller Entdeckungen.
Direkt am Flussufer in Christianshavn, an der Bootstation Knippelsbro, steht das futuristische NH Collection Copenhagen. Zum Übernachten bietet sich das Viertel Christianshavn als Ausgangspunkt für die Kopenhagen-Reise perfekt an. Warum? Nah am Flughafen und das Zentrum und Nyhavn (ein weiterer Hotspot Kopenhagens) sind zu Fuß oder mit dem Rad leicht und in Kürze erreichbar. Außerdem ist Christianshavn ein aufblühendes Viertel mit vielen kleinen Shops, Cafés und unzähligen Foto-Hotspots. Die Häuser der Kaufleute mit ihren lebhaften Farben, die Geräusche der alten Eichenholzsegelboote, der Geruch des Meeres und die grünen Hänge von Volden sind der Lebensnerv dieses Teils der Stadt. Wer schon mal in Hamburg war, wird an die Speicherstadt erinnert, mit den vielen Brücken und den Häusern aus Backstein. Oder an Londons Camden Market mit den kleinen Märkten und dem Hipster-Vibe.
Es gibt also keinen besseren Platz für das NH Collection Copenhagen. Das Gebäude wurde in den Jahren 1957 bis 1962 von dem Architekten Palle Suenson als Hauptsitz und Verwaltungsgebäude für die Werft Burmeister & Wain entworfen und gebaut.
Die vergleichende Architektur war typisch für die Zeit, in der der Modernismus die reinen Formen, geraden Linien und flachen Dächer zeichnete. Während der Renovierung ab 2018 wurden auch neue Baumaterialien wie Stahl, Beton und Glas verwendet, was dem Gebäude jetzt einen futuristischen Stil verleiht, wenngleich es drinnen gemütlich und chic bleibt – natürlich mit skandinavischen und internationalen Designeinflüssen.
Das vor Kurzem als erstes Hotel in Dänemark für eine verantwortungsvolle Renovierung ausgezeichnete Haus erfüllt also nicht nur Ansprüche an innovatives Design, stylishe Möbel und einen wunderschönen Ausblick auf Christianshavn, sondern auch an Nachhaltigkeit und ökologischen Tourismus. Nachhaltig und ökologisch ist es dank der begrünten Sedumdächer und des recycelten Betons. Der gesamte Beton, den man während der Renovierung aus dem Gebäude entfernt hatte, wurde zu neuen Außenplatten verarbeitet, die am unteren Teil der Fassade angebracht wurden. Diese Fliesen haben das gleiche Design wie die Originalfliesen, wodurch sichergestellt wurde, dass das ursprüngliche Design des Gebäudes beibehalten wird. Auch das Holz, das im Design innen und außen verwendet wurde, ist recycelt.
Hannah Stefitz