X, Millennials, Generation Z: Da muss man erst einmal den Überblick behalten. Denn die Etiketten, mit denen Soziologen versuchen, durch Jahrgangsgruppen Ordnung in die Vielfalt jugendlichen Lebens zu bringen, sind nicht immer auf den ersten Blick selbsterklärend. Das "Z", unter dem Jugendliche zusammengefasst sind, die zwischen 1995 und 2010 auf die Welt gekommen sind, steht beispielsweise für "Zoomer" – abgeleitet von der Lieblingsbeschäftigung der Digital Natives. Mitgeliefert mit dem Stigma wird ein bunter Strauß an Zuschreibungen, Erklärungen und Vorurteilen. Aber treffen diese eigentlich zu?

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Sorgen & Ängste

Jugendforscher attestieren den "Gen Zs", sicherheits- und stabilitätsorientierter und weniger abenteuerlustig zu sein als noch ihre Vorgänger. Familiengründung und Work-Life-Balance stehen hoch im Kurs. Manche wünschen sich in die alten Zeiten zurück und beneiden ihre Eltern für den sicheren Job, den sie ein Leben lang hatten, statt mit freudiger Erwartung in die Zukunft zu blicken und die Vielfalt an Möglichkeiten als Chance zu sehen. Klimawandel, Teuerung und Krieg trüben den Optimismus ein. Das bestätigt sich in einer weltweiten Deloitte-Umfrage unter 22.000 Jugendlichen aus 44 Ländern. "In Österreich müssen vier von zehn der Befragten ihre gesamten Einkünfte für das tägliche Leben ausgeben. Das ist besorgniserregend, denn so können sich die Jungen nichts aufbauen", kritisiert Anna Nowshad von Deloitte Österreich.

Geld & Fairness

Mobile Bezahlmöglichkeiten sind für die Gen Z längst normal. 68 Prozent ziehen laut einer Shell-Jugendstudie bargeldloses Bezahlen vor, 41 Prozent wünschen sich mehr digitale Bezahlmöglichkeiten.
Die Vorstellungen der Jungen kollidieren nicht selten mit den Gewohnheiten der Alten. Das führt zu Konflikten. So wird den Jungen vorgeworfen, faul und aufmüpfig zu sein, zu hohe Ansprüche und Erwartungen zu haben. Dem halten die 18- bis 29-Jährigen in einer Befragung im Auftrag von karriere.at entgegen, dass sie durchaus bereit sind, erst nach Hause zu gehen, wenn eine Aufgabe erledigt ist und dass sie einen Arbeitgeber suchen, der die persönliche und fachliche Weiterentwicklung fördert. Umgekehrt wehren sie sich aber gegen falsche Versprechen, unfaires Gehalt und schlechtes Arbeitsklima und setzen Ehrlichkeit und Transparenz voraus.

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Gesundheit & Arbeit

Rund ein Drittel der befragten jungen Österreicher fühlt sich aufgrund des hohen Workloads ausgebrannt. Zudem ist das Arbeitsklima vielfach nicht ideal. 56 Prozent der Gen Zs berichten von Erlebnissen am Arbeitsplatz, die sich im vergangenen Jahr negativ auf ihre mentale Gesundheit ausgewirkt haben.
Für mehr als drei Viertel der heimischen Millennials und Gen Zs sind betriebliche Initiativen punkto mentales Wohlbefinden ein ausschlaggebender Faktor bei der Jobsuche. Derzeit hat jedoch nicht einmal die Hälfte das Gefühl, dass ihre aktuellen Arbeitgeber ein Bewusstsein für dieses Thema haben.

Klima & Umwelt

Dringenden Handlungsbedarf orten die Jugendlichen beim Thema Klimawandel. Laut Ö3-Jugendstudie bereitet er 77 Prozent ernsthafte Sorgen, 68 Prozent fordern von Politiker:innen Regeln für nachhaltige Veränderungen. Auch die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Wirtschaft sind laut Deloitte-Studie ausbaufähig. Nur rund zehn Prozent der befragten Österreicher:innen sind derzeit klar der Überzeugung, dass große Konzerne ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten. Für die jungen Generationen ist das Engagement für gesellschaftlich relevante Herausforderungen seitens der Unternehmen jedoch ein ausschlaggebender Faktor für die Wahl des Arbeitgebers.

"Millennials und Gen Zs wollen die neue Arbeitswelt aktiv mitgestalten – sowohl bei Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit als auch ihre Arbeit an sich. Unternehmen, die ihnen kein Gehör schenken, werden auf lange Sicht nicht bestehen können", warnt Nowshad. Vor allem die Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und -ort wird eingefordert. Fast zwei Drittel würden einen Jobwechsel ins Auge fassen, wenn man von ihnen 100 Prozent physische Anwesenheit verlangen würde.
Klaus Höfler