1400 Mitarbeiter:innen sind in der Steiermark bei LebensGroß beschäftigt. Sie waren zuletzt besonders gefordert. Zur Anstrengung der normalen Arbeit kommen allgemeine Verwerfungen und Turbulenzen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Das hat bei vielen Mitarbeiter:innen zu einer Umorientierung oder zum Pausieren geführt. Wie hat man bei „LebensGroß“ darauf reagiert?

Wie spüren Sie in Ihrem Unternehmen den vielzitierten Personal- bzw. Fachkräftemangel und wie reagieren Sie darauf?
Susanne Maurer-Aldrian:
Es gibt bei LebensGroß vielfältige Einsatzbereiche – den Arbeitskräftemangel spüren wir im Rahmen verschiedener Dienstleistungen deshalb unterschiedlich stark. Die große Breite an Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten ist jedoch ein Plus für uns als Arbeitgeberin. Hier investieren wir massiv in Aus- und Weiterbildungen. Außerdem setzen wir stark auf unsere Unternehmenskultur: Feedback- und Lernkultur, eine Kommunikation auf Augenhöhe, Supervisionen. Bei uns ist die Bereitschaft auszuhelfen und zu unterstützen - also Teamgeist und Rückhalt - schon sehr groß. In manchen Bereichen müssen wir gemeinsam mit den Dachverbänden und den Ländern jedoch die Rahmenbedingungen verändern, um engagierte Mitarbeiter:innen zu halten und auch künftig zu bekommen. Das ist zäh.

Wie kommen Sie an "Nachwuchs", also junge Berufseinsteiger? Gibt es da spezielle Angebote, Onboarding-Aktionen, Rekrutierungsevents, Informationen im Rahmen von Schulbesuchen? Und wie ist die Reaktion darauf?
Wir investieren in alle Altersgruppen und generell in Diversität. Wir sind in Schulen präsent und laden Klassen zu uns ein, bieten Ferialpraktika an und können auch immer wieder Zivildiener und Teilnehmerinnen des freiwilligen sozialen Jahres für den Einstieg in die Branche gewinnen. Auch beruflichen Quereinsteiger:innen haben wir einiges zu bieten. Besonders inspirierend erleben wir dabei den persönlichen Austausch auch auf Karriere- und Berufsmessen. So freuen wir uns schon auf die BEST23, wo wir vertreten sein werden. Es gibt immer spannende Fragen an uns als Arbeitgeberin und zu unseren laufenden Projekten. Wir spüren, dass die Menschen Interesse an uns haben, weil sie mit ihrer Arbeit etwas bewirken wollen. Und das können wir bieten.

Wie wichtig ist es in Ihrer Branche, den Beschäftigten Karriereentwicklungsperspektiven zu bieten? Und welche bieten Sie?
Karriere ist relativ. Wenn man mit Karriere Führungsjobs meint, dann merken wir, dass man sehr viel investieren muss, um die „Generation Y“ dafür zu gewinnen und zu begeistern. Gerade im Sozialbereich bedeutet Karriere auch oft Weiterentwicklung oder Vertiefung – dafür bieten wir jedenfalls einen guten Rahmen.

Wird sich der "War for Talents" mittelfristig in Ihrem Bereich noch verschärfen? Was müsste man tun, damit sich die Lage entspannt?
Arbeitgeber:innen müssen umdenken. Wir müssen unsere Aufgabenbereiche - und nicht die ewig gleich ausgerichteten Jobprofile -  mit den Potenzialen und Talenten der Mitarbeiter:innen matchen. Eine neue Sichtweise könnte auch jenen Menschen zugute kommen, die noch große Schwierigkeiten am klassischen Arbeitsmarkt haben.