Wie wurden Sie vom erfolgreichen Skirennläufer zum Hotelier?
Rainer Schönfelder: Während meiner Schulzeit habe ich mich schon viel mit Investment beschäftigt. Rechnen und Kalkulieren waren immer mein Thema. Schon während der Skikarriere habe ich mit einem Partner Thomas Schmid mein Unternehmen „You Will Like It Group“ gegründet, in dem ich mein Netzwerk den Kunden für Veranlagungen zur Verfügung gestellt habe. Die Idee mit den Hotels ist quasi eine Kombination meiner alten und neuen Welt. Einerseits bin ich in meiner Karriere natürlich viel in Hotels herumgekommen und habe auch mitbekommen, wie viele inzwischen zugesperrt haben, andererseits kann ein Hotel auch ein interessantes Immobilieninvestment sein.
Daraus entstand die Hotelgruppe COOEE alpin zusammen mit Hermann Maier. Was hat es damit auf sich?
Das Konzept von COOEE alpin ist ein sehr effizientes und scharf durchgerechnet. Wir sind extrem schlank aufgestellt und können somit günstige Urlaube auf sehr hohem Qualitätsniveau bieten. Unsere Strategie wird regelmäßig evaluiert und angepasst und unser Konzept kommt bei den Gästen sehr gut an.
Wie leicht fiel der Umstieg von der Ski- in die Wirtschaftswelt?
Das war gar nicht so einfach. Im Sport ist man sehr selbstverantwortlich, gerade im Skisport. Natürlich gibt es Trainer und ein gewisses Umfeld, aber immer war ich selbst verantwortlich für meine Leistung. In der Wirtschaft ist das anders, da ist man von ganz vielen Faktoren abhängig: Mitarbeiter, Behörden, Marktumfeld und vieles mehr. Da kann man nicht mehr so einfach alles kalkulieren und die Realität hält sich nicht an Businesspläne oder Wirtschaftstheorien. Ein Beispiel: Wir haben hart am Start unserer Hotels gearbeitet und sie liefen 2019 so richtig gut an – im Jahr darauf kam Corona…
Was hat beim Umstieg in die neue Karriere geholfen?
Da war ganz viel Learning bei Doing dabei. Natürlich gibt es auch schmerzhafte Erfahrungen, aber die führen oft schneller ans Ziel. Im Sport habe ich Disziplin und Durchhaltevermögen gelernt und natürlich den Glauben an mich selbst und das Produkt.
Viele Menschen wollen sich beruflich verändern oder stehen ganz am Anfang ihres Berufslebens und wissen nicht, wohin. Was raten Sie?
Sich selbst besser kennenlernen, experimentierfreudig und mutig sein. Aber auch gewisse Regeln und Tatsachen akzeptieren sowie aus Rückschlägen lernen und Erfahrungen sammeln. Es ist wie mit einem Kleinkind, das gehen lernt. Es fällt unzählige Male hin, steht aber immer wieder auf, bis es schließlich gehen kann. Wenn es das nicht täte, könnte keiner von uns gehen. Vielleicht sollten wir mehr von Kindern lernen.
Gernot Zenz