Herr Pötsch, Ihre Homepage heißt "brainjuggling.com" – was direkt übersetzt "Gehirn-Jonglieren" heißt. Was darf man sich darunter vorstellen?
Walter Pötsch: Ganz einfach: Ich vermittle "knallharte Techniken", mit deren Hilfe man sich alles schnell und effizient merken kann. Dazu zählen u. a. Personen und Namen, Zahlen und Fachbegriffe, Vokabeln von Fremdsprachen und riesige Mengen an Informationen, zum Beispiel für Präsentationen oder Prüfungen.
Und wie funktioniert das?
Das vorhandene Potenzial muss einfach mit Energie versehen werden. Die Denkgeschwindigkeit eines Menschen ist so, wie sie ist. Wenn ich am Beginn eines Seminars meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sage: "Sie werden eine Multiplikation Ihrer Gedächtnisleistung erzielen" ... dann meine ich nicht nur im Kommastellenbereich, sondern eine Verfünffachung bis Verzehnfachung.
Mein Ansatz "Denken kommt in Bewegung" funktioniert durch Strategie, innere Ordnung und einfaches Denken nach bestimmten Kriterien. Das Hauptkriterium ist die "bildhaft-visuelle Sprache", weil wir als Menschen das am besten können und im Laufe unseres Lebens – wenn auch unbewusst – am meisten geübt haben.
Wie kann man diese "Aufmunitionierung" hinsichtlich Merkleistung gezielt in einem Unternehmen nutzen?
Die Fähigkeit, sich Namen besser zu merken, ist ein großes Plus für jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die viel direkten Kundenkontakt haben: zum Beispiel für Verkäuferinnen und Verkäufer, Außendienstmitarbeiterinnen und Außendienstmitarbeiter, Vertreterinnen und Vertreter, Bank- und Versicherungsangestellte …
Und woran kann man, beispielsweise im Alltag, noch merken, dass das Gehirn nach dem "Juggling" besser arbeitet?
Wenn man sich eine mindestens 30 Punkte umfassende Einkaufsliste in wenigen Minuten vollständig merken kann.
Was ist hinsichtlich eines leistungsfähigen Gedächtnisses sonst noch relevant?
Ich empfehle meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern regelmäßige Bewegung, beispielsweise moderaten Sport, drei- bis viermal pro Woche im Ausmaß von mindestens 30, aber besser 45 Minuten. Warum Bewegung? Weil ein Drittel unserer Neuronen nur für Bewegung zuständig ist. Die mit Abstand besten Gehirnjoggings sind Laufen, ein Musikinstrument oder eine Sprache zu lernen.
Das Gehirn muss immer ein bisschen gefordert werden und das erfolgt genau dann, wenn man sich immer wieder mit Neuem beschäftigt und eben auch Neues lernt. Ich bin selbst im 63sten Lebensjahr und weiß, wovon ich spreche.
Hätten Sie drei einfache Tipps/Übungen, mit denen man täglich an seinem geistigen Potenzial bzw. an seiner Gedächtnisleistung arbeiten kann?
- Was viele Kinder zu Schulzeiten schon instinktiv machen: Informationen in Form von kleinen Bilderketten oder Bildergeschichten zusammenzufügen oder zusammenzudenken.
- Sich Gegenstände oder Orte in einem Raum ausdenken bzw. festlegen – z. B. im Uhrzeigersinn – und die zu merkenden Informationen visuell an dem jeweiligen Ort unterbringen.
- Oft vorkommende Informationen wie Zahlen oder auch einfache Namen mittels eindeutiger "Bilder" zu kodieren:
z. B. eine Hand für die Zahl fünf oder einen Helm für einen Helmut zu nehmen und damit die entsprechenden Verknüpfungen herstellen.
Christian Kössler