Große Dinge gemeinsam lösen. Die Europaministerin Karoline Edtstadler unterstrich ebenfalls die Bedeutung eines stärkeren Europas für die Zukunft. Dabei sei es keineswegs antieuropäisch, auch Kritik an der EU zu üben. Allerdings habe Corona uns noch einmal deutlich gemacht, „dass wir große Dinge nur gemeinsam lösen können. Hier müssen wir zusammenarbeiten, und die Europäische Union hat in der Krise gezeigt, dass sie funktioniert.“ Ziel für die Zukunft müsse es sein, die richtigen Lehren aus der Krise zu ziehen, um resilienter und stärker werden. „Dies soll im Zuge der Zukunftskonferenz der Europäischen Union gelingen, die am 9. Mai gestartet wurde und den Bürgerinnen und Bürgern eine große Chance der Mitgestaltung bietet“, lud Edtstadler auch die Österreicherinnen und Österreicher zur gemeinsamen Diskussion ein.
Europa ist das, wofür es sich stark macht. In guter Tradition war ein Vortrag des Pfingstdialogs stets einem geistig-spirituellen Input gewidmet. Mit dem Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler sprach ein gebürtiger Steirer über das spirituelle Fundament Europas: „Ihr, das Salz. Christliche Spiritualität, um an Europa wieder Geschmack zu finden?“ Europa stehe am Ausklang der Pandemie erneut an einem Wendepunkt, weshalb eine Wiederbelebung des Dialogs über die Seele Europas notwendig sei. „Europa ist das, wofür es sich stark macht und wofür es seine gemeinsamen Anstrengungen bündelt und sein politisches Gewicht in die internationale Waagschale wirft.“ Dabei dürfe die Diskussion aber nicht theoretisch, sondern müsse von einer geistvollen Umsetzung geprägt sein. Hier könne die Kirche eine wichtige Rolle spielen, da christliche Werte bis heute den gesellschaftlichen Grundkonsens in Europa bilden. Die Vielfalt christlicher Spiritualität könnte Modell für eine „Spiritualitäts-Fitness Europas“ sein, führte Glettler aus.
Sozialen Frieden und Wettbewerbsfähigkeit sichern. EU-Kommissar Johannes Hahn plädierte in seinem Vortrag für mehr Selbstbewusstsein der Europäer. „Wir leiden unter einem mangelnden Selbstbewusstsein dessen, was Europa ausmacht, darstellt und was wir in der Welt an Relevanz haben. Es gibt nur China und die USA, die mit Europa international auf Augenhöhe sind. Dessen müssen wir uns bewusst sein und das ist eine große Herausforderung für die Zukunft.“
Europa müsse bereit sein, diese politische und wirtschaftliche Relevanz auch international einzusetzen und seine Möglichkeiten als der „internationalste Kontinent“ zu nutzen. Dies werde durch den Ausbau- und Resilienzfonds verstärkt passieren, wenn die Europäische Union gemeinsame Anleihen aufnimmt. „Europa steht in Wahrheit besser da, als wir uns selbst darstellen. Am Ende reduziert sich alles auf die Frage, wie wir den sozialen Frieden nach Innen und Wettbewerbsfähigkeit nach Außen sichern können, um unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität zu erhalten. Dazu haben wir alle Voraussetzungen und für diesen „European Way of Life“ lohnt es sich zu leben.“