Es ist der 24. April 2013. In Bangladesch stürzt an diesem Morgen die neunstöckige Rana Plaza Factory ein – über 1000 Menschen sterben, laut der Website der NGO Clean Clothes Kampagne 1138. Neben einer Bank und Geschäften waren im Gebäude fünf Textilfabriken angesiedelt. Bereits in den Tagen vor der Katastrophe zeigten sich Risse im Mauerwerk, die schließlich zum Kollaps führten – zurückzuführen auf nicht genehmigte Aufstockungen des Gebäudes. Während die Bank und die anderen Unternehmen im Rana Plaza an diesem tragischen Tag aufgrund der offensichtlichen Gefahr geschlossen bleiben, wird der Protest der Textilarbeiter ignoriert – alle fünf Fabriken waren an diesem Tag geöffnet.
„Als wir unseren Betrieb begonnen haben, war es für uns klar, dass wir kein neues Plastik produzieren wollen – Bademode ist aber nunmal aus Polyester. Daher haben wir begonnen, nach Alternativen zu suchen", erklärt die Designerin den Ursprung der Idee. Die Netze werden größtenteils aus dem Mittelmeer abgefischt und von einem italienischen Unternehmen weiter zu einem Garn verarbeitet. Die Produktionsstätte verwendet dabei erneuerbare Energie und es wird auf den CO2-Haushalt geachtet – auch auf die Arbeitsbedingungen wird großer Wert gelegt. Die Weiterverarbeitung des Garns zu Stoff erfolgt ebenfalls in Italien – die fertigen Bikinis werden schlussendlich in Kroatien geschneidert, in einem kleinen, auf Bademoden spezialisierten Betrieb. „Ich kenne dort alle Näherinnen und bin von Zeit zu Zeit vor Ort." Den aktuellen Trend zur nachhaltigen und fairen Mode beurteilt Barbara Gölles vorsichtig optimistisch: „Ich finde es großartig, dass heute so viel dahingehend produziert und entwickelt wird. So gut wie alle jungen Labels, die entstehen, achten auf den Nachhaltigkeitsaspekt bei der Produktion ihrer Mode." Leider würde aber gleichzeitig die Schere zwischen der extremen Fast-Fashion und der ökologischen und fairen Fashionbewegung immer größer werden.Nachhaltigkeit boomt auf alle Fälle. Nicht umsonst widmen sich unzählige Blogs, Zeitschriften, Medienberichte und Unternehmen intensiv diesem Thema. Am 4. und 5. Mai findet die Autarkia in Wien statt. Eine Messe, die sich ausschließlich um das Thema Nachhaltigkeit in so gut wie allen Lebensbereichen dreht – auch grüne Mode ist dort vertreten. Explizit diesem Thema widmet sich die Wear Fair in Linz, die heuer vom 4. bis zum 6. Oktober stattfinden wird. Sie ist die größte Messe für nachhaltige Mode und Lifestyle in Österreich und erfreut sich bei den Besuchern großer Beliebtheit.
Auf den Trend zur ökologischen Kleidung werden auch Konzerne mehr und mehr aufmerksam.
Viele große Modeketten geben an, in ihren Kollektionen Bio-Baumwolle zu verwenden.
Ob sie darüber nachgedacht haben, ihr Unternehmen zertifizieren zu lassen? „Unser Nachhaltigkeitsgedanke ist ein anderer und nicht mit Zertifikaten wie zum Beispiel GOTS verifizierbar. Uns ist es wichtiger, dass wir transparent sind und unsere Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit unseren Kunden auch belegen können", erklären die Wahlwienerinnen. Auch die Bademode von Margaret and Hermione ist noch nicht zertifiziert – das Erlangen einer Zertifizierung steht in Barbara Gölles Agenda jedoch ganz oben, wie sie erzählt. „Leider ist dieser Vorgang sehr zeitintensiv, gerade wenn man alleine ist."
Gerade wenn es um Zertifizierungen geht, ist nicht immer alles Gold, was glänzt. „Es gibt viele Firmen, die Logos erfinden, um so ökologisch zu erscheinen", macht Koszednar aufmerksam. Durch die Vielzahl an verschiedenen kleinen Zertifikaten fällt es vielen Menschen schwer, sich hier ohne intensive Beschäftigung mit der Thematik zurechtzufinden. „Beim Fair-Trade-Zertifikat wurde sehr gute Arbeit geleistet – quasi jeder weiß, was es bedeutet, wenn ein Unternehmen mit diesem Zertifikat ausgezeichnet wurde. Das GOTS Zertifikat ist weniger bekannt, eher bei Menschen, die sich wirklich informieren."Um Nachhaltigkeit und Fairness in der Mode zum Mainstream zu machen, würden Zertifikate und Verbote auf alle Fälle nicht reichen. „In Asien oder anderen Ländern sind die Arbeitsbedingungen gerade in gesundheitlicher Sicht aufgrund der verwendeten chemischen Stoffe schockierend. Es reicht nicht, etwas einfach zu verbieten – man muss andere Lösungen finden", so Koszednar.