Betrachten wir die Sache nüchtern: Nachdem sich der größte Wirbel um gefälschte Abgaswerte, Betrugssoftware und unrealistische Labortests gelegt hat, kann man das Thema Diesel endlich in Ruhe und sachlich aufarbeiten. Diese Geschichte will diese Antriebsform auch nicht verteufeln oder ihren baldigen Tod voraussagen. Sie soll eher zeigen, dass der selbstzündende Verbrennungsmotor nach dem Prinzip von Rudolf Diesel nicht generell der Weisheit letzter Schluss ist. Bei Nutzfahrzeugen und schweren Automobilen, wie große SUV und Geländewagen, wird auch in den nächsten Jahren kein Weg an ihm vorbei führen. Je kleiner und billiger die Autos aber sind, desto unmöglicher wird es, die Entwicklungskosten für Abgasreinigungs- und -nachbehandlungssysteme noch im Budget unterzukriegen. 

Und sieht man sich beliebte Modelle an, dann spielte bereits in den letzten Jahren diese Antriebsform keine große Rolle. Beim VW Polo griffen nur 21 Prozent aller Käufer in Österreich zu einem Selbstzünder. Beim Seat Ibiza lag der Wert sogar bei zwölf Prozent und beim Ford Fiesta überhaupt bei acht. Eine Klasse höher sieht die Welt nur etwas anders aus. Lediglich 32,9 Prozent aller Hyundai i30 kamen wurden in Österreich als Diesel ausgeliefert und auch beim nicht mehr ganz so kleinen Mini der letzten Generation waren es keine 13. Was sich aus der Statistik jedenfalls eindeutig ablesen lässt: Je geringer bei einem Modell der Firmenwagen-Anteil, desto größer die benzinbetriebene Stückzahl.

Was noch dazu kommt: Der Benzinmotor hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Entwicklungsschub erfahren, der durch das momentane Umdenken, der drohenden Gefahr von Diesel-Fahrverboten und dem daraus resultierenden Suchen nach Alternativen noch weiter beschleunigt wird.

Doch nicht nur bei dem zweiten großen fossilen Brennstoff am Markt tut sich einiges. Auch alle anderen Energieträger, mit denen man ein Auto betreiben kann, kommen immer mehr in die Gänge – der eine mehr, der andere weniger. Dennoch zeigt sich anhand dieser Übersicht, dass es Alternativen zum Diesel gibt. Und bevor die Frage auftaucht: Ja, auch der Selbstzünder wird weiterleben. Nicht nur als beste Lösung für Vielfahrer und schwere Fahrzeuge. Sondern auch deswegen, weil die kommende Euro-7-Abgasnorm voraussichtlich eine drastische Senkung des CO2-Ausstoßes vorsehen wird. Und damit die Hersteller die Werte des Flottenverbrauchs einhalten können, braucht es weiterhin den Treibstoff, der ursprünglich ein Abfallprodukt der Benzinraffination war.