Als der Sturm Vaia am 30. Oktober 2018 durch Teile Südtirols fegte, fielen ihm viele Bäume der umliegenden Wälder zum Opfer. Sie finden sich nun in den Außen- und Innenwänden des hochalpinen Vollholzhauses im Südtiroler St. Vigil wieder. „Das Gebäude basiert auf der archaischen Form eines Hauses, bei der keine Unterscheidung zwischen Dach und Fassade gemacht wird“, erklärt Architekt Armin Pedevilla von Pedevilla Architects das Konzept der ciAsa – rätoromanisch für Haus – im Gadertal in den nördlichen Dolomiten.

Die Architekten setzten verschiedene Holzarten sowohl nach ästhetischen Überlegungen als auch aufgrund von Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit ein. „Die verbauten Massivhölzer entwickeln mit der Zeit eine Patina, sie erhalten dadurch immer mehr Charakter und Charme, wodurch das Gebäude im Laufe der Zeit an Schönheit gewinnen wird“, so die Architekten.

So schichten sich handgespaltene Lärchenschindeln wie Schuppen eines Zapfens über das gesamte Wohnhaus und bilden eine witterungsbeständige, langlebige Fassade. Für die Außenwände wurden sechs Zentimeter starke Holzdielen aus Fichte miteinander verbunden und innerhalb der Bauteile immer so verbaut, wie der Baum gewachsen war – von unten nach oben.

Die innere Schicht des Hauses besteht aus massivem, handbehobeltem Zirbenholz
Die innere Schicht des Hauses besteht aus massivem, handbehobeltem Zirbenholz © Gustav Willeit

Auf diese Weise entstanden Wände mit einer Stärke von 36 Zentimetern und ein niedriger Wärmeübertragungswert. Auf eine zusätzliche Dämmung konnte daher verzichtet werden. Die innere Schicht des Hauses besteht aus massivem, handbehobeltem Zirbenholz, wobei die Wände bereits mit dieser Oberfläche vorgefertigt wurden.

„Wegen ihres warmen Farbtons und des charakteristischen Geruchs, der dem Raum Wohlgefühl und Wärme verleiht, wird die Zirbe in der lokalen Tradition bereits seit Jahrhunderten für die Innenverkleidung der Stube verwendet“, so der Architekt.

Nachhaltigkeit und Regionalität spielten bei Planung und Umsetzung ebenfalls eine große Rolle. So wurden zum Großteil lokale und natürliche Materialien verwendet. Verarbeitet wurden sie von Gadertaler Handwerkern, die das Projekt mit ihrer Erfahrung und ihrem Fachwissen in der lokalen Bauweise bereichern konnten. „Die Weiterführung der lokalen Traditionen auf neue Art und Weise erhält die lokale Kultur und bewahrt jahrhundertealtes Wissen“, sagt Architekt Pedevilla.