Für 95 Prozent der steirischen Unternehmerinnen und Unternehmer ist die überbordende Bürokratie die größte Bremskraft für effizientes Wirtschaften, das ergab jüngst eine Umfrage des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung. Aktuell bedeutet der Wildwuchs an Vorschriften, Reglementierungen, behördlichen Auflagen, Dokumentationspflichten und Gesetzen allein in der Steiermark Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro.
„Die Vielzahl an Regelungen behindert unternehmerisches Arbeiten und ist daher dringend abzubauen“, fordert Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe, denen häufig eigene Abteilungen zur Abwicklung der bürokratischen Auflagen fehlen, würden unter dem Mehraufwand leiden. So sind bis zu zweieinhalb Tage pro Woche (siehe rechts) mit den Verwaltungsarbeiten blockiert.
Verglichen mit 17 anderen europäischen Ländern liegt Österreich laut Leistungsindex damit zwar noch auf Rang fünf, aber mit deutlichem Trend nach unten. Österreich droht bei seinen Leistungsindikatoren massiv abzurutschen. Daher drängt die Unternehmensvertretung auf einen dringend notwendigen Bürokratieabbau. Gefordert werden unter anderem eine Monitoringstelle für Entbürokratisierung und ein Entfall unnötiger Melde- und Informationspflichten. Zudem sollen mittels eines „Bürokratie-Elchtests“ die tatsächliche Praxistauglichkeit u. a. in Zusammenhang mit der Digitalisierung evaluiert und damit die Folgen für die Konkurrenzfähigkeit des Standorts Österreich eruiert werden. „Es braucht keine neuen Regelungen, sondern eine bessere Abstimmung bestehender Verfahrensabläufe und Behördenwege sowie eine einheitliche Auslegung und gemeinsame Bescheide“, unterstreicht Herk.
Belastungen durch Bürokratie
Seit 1970 ist die Gesetzesflut drastisch gestiegen: Waren in diesem Jahr noch rund 8400 Paragrafen oder Artikel von Bundesgesetzen zu beachten, ist diese Zahl bis zum Jahr 2021 auf knapp 56.000 angewachsen. Derzeit haben sich Unternehmen an rund 1200 Gesetze mit mehr als 61.000 Paragrafen zu halten.
Bei Verordnungen sieht dieser Trend ähnlich aus: Im Jahr 1970 lag deren Anzahl bei rund 2800, im Jahr 2021 bei 38.400. Hier gibt es sogar einen Anstieg um das 13-Fache!
9,4 Arbeitsstunden pro Woche beträgt der Bürokratieaufwand für die Unternehmen. Die Kosten dafür belaufen sich auf mehr als zwei Milliarden Euro. KMU leiden unter dem bürokratischen Aufwand am stärksten und müssen sogar 19,3 Arbeitsstunden pro Woche für Bürokratie aufwenden. Das sind fast 2,5 Arbeitstage.
Weniger Bürokratieaufwand erhöht dagegen die Effizienz: Mitarbeitende und Kapital können effektiver für die eigentliche Unternehmenstätigkeit eingesetzt werden. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria erhöht jeder Euro, den Unternehmen nicht für Informations- und Erfüllungspflichten aufwenden müssen, mittel- bis langfristig das BIP um 1,62 Euro.