Früher galt als Ziel, dass es den Kindern einmal besser gehen soll. Heute sagt man, es soll ihnen nicht schlechter gehen.“ An kleinen Veränderungen in Alltagsformulierungen macht Anton Berger einen großen gesellschaftlichen Wandel fest: „Es fehlt an Leistungsbereitschaft und Vorbildern dafür“, sagt der Sanitär-, Lüftungs- und Heizungstechnik-Spezialist aus Brodingberg bei Graz. Wie andere Unternehmer stößt er sich an der hohen Teilzeitquote. Tatsächlich liegt Österreich in einem EU-Vergleich diesbezüglich an zweiter Stelle.
Angesichts der konjunkturellen Herausforderungen und der demografischen Entwicklung vergrößert eine hohe Teilzeitquote allerdings den Druck auf die Arbeitgeber. Zwar hat die Erwerbsquote in Österreich einen Höchststand erreicht, 30 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind jedoch in keinem Vollzeitjob tätig. In der Steiermark beträgt die Teilzeitquote sogar 32 Prozent. Bei Frauen liegt die Teilzeitquote in Österreich mit rund 50 Prozent zudem deutlich über dem EUDurchschnitt (29 Prozent). Interessant ist, dass in Österreich auch überdurchschnittlich viele Männer Teilzeit arbeiten. Während der Anteil in der EU bei acht Prozent liegt, sind es in Österreich zwölf Prozent. Die Steiermark liegt dabei mit 54 Prozent bei den Frauen und 17 Prozent bei den Männern sogar noch über dem Österreich-Median.
Dieser hohe Anteil drückt auch die durchschnittliche Zahl der Wochenarbeitsstunden: Während in den meisten Ländern der EU der pandemieinduzierte Rückgang beim geleisteten Arbeitsvolumen bereits wieder wettgemacht wurde, ist die Entwicklung in Österreich gegenläufig. Wurden vor der Pandemie durchschnittlich 34,6 Wochenstunden gearbeitet, waren es im Vorjahr nur mehr 32,7 Stunden. „Unsere Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb sinkt damit“, warnen Unternehmervertreter und fordern – neben steuerlichen Anreizen – auch einen massiven Ausbau der Kinderbetreuung, um auch Eltern einen Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit schmackhaft machen zu können. Das sei wichtig, um das Wachstumspotenzial Österreichs zu erhöhen und die Sozialsysteme finanzierbar zu halten.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DER WIRTSCHAFTSKAMMER STEIERMARK