Frieden und starke Institutionen müssen geschützt werden. Für eine hoffnungsvolle Zukunft muss zudem bei Armutssicherung, Ernährungssicherheit und qualitativer Bildung, insbesondere bei Bildung für nachhaltige Entwicklung, noch viel passieren“, meint Jana Berchtold, UN-Jugenddelegierte für Österreich, die Dringlichkeit des raschen, gemeinsamen Handelns. Die junge, engagierte Vorarlbergerin setzt sich seit geraumer Zeit, wie zahlreiche andere junge Menschen in ganz Österreich, aktiv für die Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) und deren 169 Unterziele ein. Die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die in der Agenda 2030 von 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) festgelegt wurden, gelten als gemeinsamer Fahrplan beziehungsweise Wegweiser zur Bekämpfung multipler weltweiter Herausforderungen.
Krisen betreffen in einer globalen Welt letztlich alle Nationen auf irgendeine Art und Weise. In der gegenwärtigen Zeit zeigt sich das beispielsweise am Klimawandel. Er äußert sich in Form von Naturkatastrophen wie lang anhaltenden Dürreperioden, die eine Kette von Folgen nach sich ziehen: von Hunger und Armut bis hin zur Migration. Zu bedenken ist dabei, dass nicht alle Regionen dieser Welt gleichermaßen von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, was die sozialen Ungleichheiten weiter verschärft. Besonders in Ländern, in denen die Klimakrise schon deutlich zu spüren ist, leiden die Menschen in besonderem Maße unter den unmittelbaren Folgen der klimatischen Veränderung. Das Bewusstsein über den Zusammenhang von weltweiten Krisen scheint insbesondere in der jüngeren Generation bereits angekommenen zu sein – „viele denken über die Grenzen hinaus und handeln somit ganz im Zeichen der SDGs“, berichtet Berchtold.
Welche Auswirkungen einzelne nationale Krisenherde auf globaler Ebene haben, zeigt sich aktuell am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Stopp von Getreideexporten macht deutlich, dass der eklatante Bruch des Völkerrechts auch eine sinkende Ernährungssicherheit zur Folge hat. Von den massiven Auswirkungen des Krieges auf die Getreidelieferungen ist besonders der globale Süden betroffen. Zusätzlich hat dies zu einem Anstieg der weltweiten Getreidepreise geführt. Für rund 783 Millionen Menschen, die aktuell weltweit an Hunger leiden, eine weitere Herausforderung im täglichen Kampf ums Überleben.
„Die globale Ernährungssicherheit stellt ein zentrales Thema im Rahmen der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele dar. Schließlich geht es bei diesem Ziel um ein Existenzbedürfnis, viele andere SDGs hängen direkt oder indirekt mit Ernährungssicherheit zusammen“, erklärt Monika Fröhler, Chief Executive Officer des Ban Ki-moon Centre in Wien. So hängen mit der globalen Ernährungssicherheit etwa Digitalisierung, Bildung, Geschlechtergleichheit, Biodiversität, Bekämpfung des Klimawandels, Rechtsstaatlichkeit und starke globale Partnerschaften zusammen. Das zeigt, die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sind eng miteinander verflochten.
Das Beispiel des Getreidestopps aus der Ukraine verdeutlicht die essenzielle Rolle von Rechtsstaatlichkeit und demokratischen Institutionen. Diese Aspekte, die in SDG 16 hervorgehoben werden, bilden wesentliche Pfeiler der Agenda 2030, welche eine ganzheitliche Friedensagenda repräsentiert: Erst in einer friedlichen Gesellschaft können Entwicklung und Transformation zur Erreichung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele vollständig stattfinden. Deshalb sind globale Zusammenarbeit und Partnerschaften (SDG17) entscheidend für die Zielerreichung.
Eine österreichische Initiative, um eine starke Partnerschaft zu forcieren, ist etwa der „Kofi Annan Award for Innovation in Africa“. Ziel des Preises ist es, afrikanische Start-ups mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell bei der Weiterentwicklung digitaler Lösungen für das Allgemeinwohl zu unterstützen. Im Jahr 2024 werden Start-ups ausgezeichnet, die sich mit dem Thema Ernährungssicherheit auseinandersetzten.
Ein weiteres nationales Beispiel ist das SDG Dialogforum, das von der Bundesverwaltung, der Zivilgesellschaft und dem Ban Ki-moon Centre organisiert wird. „Das SDG-Dialogforum bietet Raum und Zeit: Raum für Reflexion, Kritik und Fragen, Zeit für Gespräche und neue Pläne“, zeigt sich auch Jana Berchtold von der Veranstaltung, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal durchgeführt wird, überzeugt. Außerdem sieht die UN-Jugenddelegierte in der Veranstaltung, die am 12. Oktober in den Wiener Sofiensälen gipfelt und via Livestream mitverfolgt werden kann, die Gelegenheit, „politische Entscheidungsträger an ihre Verantwortung zu erinnern“. „Junge Menschen tragen ihren Teil zur Veränderung bei, aber die Politik muss ebenfalls ihre Aufgaben erfüllen“, so die engagierte Studentin und SDG-Botschafterin weiter.
Die Themen Biodiversität, Skills für 2030, Schutz der Biosphäre, sozialer Zusammenhalt und Solidarität, Resilienz in der Ernährungssicherheit und Österreichs Beitrag zu den Sustainable Development Goals werden am 12. Oktober 2023 im Rahmen des dritten SDG-Dialogforums in den Wiener Sofiensälen diskutiert. An der Debatte des diesjährigen SDG-Dialogforums 3.0 wird Elizabeth Nsimadala (Eastern Africa Farmers Federation EAFF) als Vertreterin aus einem Land des „Globalen Südens“ teilnehmen.