Angst gehört zu den Urinstinkten und rettete schon unsere Vorfahren bei der Begegnung mit wilden Tieren oder Anzeichen einer Naturkatastrophe. In einer gefährlichen Situation schaltet der Organismus blitzschnell in den Warnmodus: Der Blutdruck erhöht sich ebenso wie der Herzschlag, häufig begleitet von einem leichten Zittern und Mundtrockenheit. Auch auf der kognitiven Ebene spielt sich etwas ab: Im Kopf wird die aktuelle Situation analysiert, Lösungsmöglichkeiten in rasender Geschwindigkeit durchgespielt. Körper und Geist befinden sich nun in der Lage, schnell zu handeln oder die Flucht anzutreten.

Körperliche Symptome können denen eines Herzinfarkts ähneln

Doch während Angst in konkreten Situationen ein wichtiges Warninstrument darstellt, kann sie auch zu einer Krankheit werden, die in unterschiedlicher Gestalt auftritt. Etwa 16 Prozent der österreichischen Bevölkerung leidet Experten zufolge an einer behandlungsbedürftigen Form von Angst.

Eine der häufigsten davon ist die generalisierte Angststörung. Betroffene quält eine kontinuierliche (in der Regel unbegründete) Sorge vor dem Eintreten eines schlimmen Ereignisses. Die Sorge lässt sich kaum kontrollieren und bestimmt den Alltag. Häufig geht dies mit Symptomen wie zum Beispiel Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelverspannungen, Herzrasen und Nervosität einher.

Während Betroffene bei dieser Form über einen längeren Zeitraum leiden, handelt es sich bei einer Panikstörung um die Wiederkehr von Panikattacken, die mit Brustschmerzen, Atemnot, Schwindel und Übelkeit einhergehen. Die körperlichen Symptome einer Panikattacke können sich ähnlich wie ein Herzinfarkt anfühlen. Falls eine Panikattacke nicht erkannt wird, tritt bei Betroffenen zum Teil die beklemmende Angst auf, an einem Herzleiden erkrankt zu sein, das bisher nicht erkannt wurde.

Apothekerin Barbara Schwarzl und Fachärztin Astrid Maierhofer-Deutschmann stehen beim Gesundheitstalk Rede und Antwort
Apothekerin Barbara Schwarzl und Fachärztin Astrid Maierhofer-Deutschmann stehen beim Gesundheitstalk Rede und Antwort © KK

Die Neigung zu Panikstörungen betrifft in etwa doppelt so viele Frauen wie Männer. Häufig entwickelt sich die Problematik bereits in der Jugend.

Ein drittes Feld der Angststörungen betrifft spezifische Phobien, beispielsweise vor Tieren (Zoophobie) oder Höhenangst (Akrophobie). Während Ängste durchaus nachvollziehbar sein können, beispielsweise die Begegnung mit einer giftigen Schlange, steht bei einer Phobie die Angst in keinem Verhältnis zur realen Gefahr. Betroffene vermeiden generell bestimmte Situationen oder Orte, da die Konfrontation mit einem angstauslösenden Faktor zu Panikattacken führen kann.

Angst- und Panikstörungen entwickeln sich selten aufgrund eines einzigen Grunds oder Ereignisses
Angst- und Panikstörungen entwickeln sich selten aufgrund eines einzigen Grunds oder Ereignisses © Adobe Stock/terovesalainen

Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Angststörungen entwickeln sich selten aufgrund eines einzigen Grunds oder Ereignisses. So kann die Neigung zu Ängsten durchaus in einer Familie liegen. Herzerkrankungen, hormonelle Störungen, Lungenerkrankungen – selbst Fieber können das Auftreten begünstigen. Gleiches gilt für die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder der Konsum von Rauschmitteln wie Koffein, Alkohol, Amphetaminen oder Kokain. Einen Einfluss haben auch traumatische Ereignisse oder lang anhaltender schwerer Stress. Aus diesem Grund gibt es auch nicht nur eine Therapieform – die Behandlung sollte immer individuell abgestimmt werden.

Entstanden in Kooperation mit der Ärztekammer Steiermark und der Apothekerkammer Steiermark.