Am Donnerstag geht es in die bereits fünfte Verhandlungsrunde bei den Metallern. Im Lichte begonnener Warnstreiks wird wieder um eine KV-Einigung gerungen. Zuvor sorgten Mittwochfrüh etwa Voestler in Linz für Staus in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Beim zu erzielenden Abschluss geht es aber nicht „nur“ um die Brieftaschen der Metaller, sondern auch um die gesamte Volkswirtschaft. Denn diese ist auch sehr vom privaten Konsum abhängig und für den sind die Löhne entscheidend.

KV ist richtungsweisend

Beide Seiten demonstrieren aktuell Härte. Der Metaller-KV gilt als richtungsweisend für viele Branchen, deren Kollektivverträge in der Folge verhandelt werden.

Streikausweitung ist möglich

Schichtarbeitende der Voest in Krems erinnerten in der ORF-Sendung „Report“ am Dienstagabend, „dass auch die Arbeitgeber so nicht heimgehen könnten, wie sie heimgehen, wenn es uns nicht gebe“. Einer der Chefverhandler der Arbeitnehmer, Karl Dürtscher von der Gewerkschaft GPA, bekräftigte in der Sendung, dass eine Streikausweitung möglich sei, sollten sich die Arbeitgeber nicht bewegen.

Lage könnte sich verschärfen

Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, rechnete im Bericht dann auch damit, dass sich die Lage womöglich vorerst noch verschärfen könnte. Er baut aber offensiv auf die heimisch-sozialpartnerschaftliche Kompromissfähigkeit: „Am Ende des Tages wissen wir, dass in guter österreichischer Tradition ein Ergebnis stehen sollte.“ Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill verurteilte zuletzt Streiks in der Rezession als „unverantwortlich“ und „sinnlos“.

„Voodoo-Mathematik“

Die Arbeitnehmervertreter fordern bei den Metallern ein Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent. Die Arbeitgeber bieten in zwei Varianten jeweils rund fünf Prozent „nachhaltige Lohnerhöhung“. Mit zusätzlichen Einmalzahlungen für die Beschäftigten ergebe sich eine Lohnerhöhung zwischen acht Prozent und zehn Prozent. „Voodoo-Mathematik“ nennen das die Arbeitnehmervertreter und wollen weder einen vorgeschlagenen zweijährigen Abschluss noch Einmalzahlungen als integralen Bestandteil des KV-Verhandlungsergebnisses akzeptieren. Einmalzahlungen könnten nur „der Schnittlauch auf dem Butterbrot“ sein, wird PRO-GE-Chefverhandler Binder nicht müde zu betonen.

PRO-GE-Vorsitzender Reinhold Binder bei einer öffentlichen Betriebsversammlung der ARGE Aufzüge
PRO-GE-Vorsitzender Reinhold Binder bei einer öffentlichen Betriebsversammlung der ARGE Aufzüge © APA / Roland Schlager

Auswirkungen auf Konjunktur

Bei den geforderten bzw. gebotenen Lohnerhöhungen dreht es sich volkswirtschaftlich gesehen keineswegs nur darum, was den Arbeitnehmenden dann in der Brieftasche bleibt oder wie sich die Lohnkosten einzelner Firmen entwickeln. Es geht auch darum, wie sich die Lohnerhöhungen insgesamt auf die Konjunktur bzw. die konjunkturellen Erwartungen auswirken.

Lohnerhöhungen fließen in den Konsum

So erinnerte das den Arbeitnehmervertretungen nahestehende Momentum Institut am Mittwoch, dass Lohnerhöhungen in den Konsum zurückfließen. Die Konsumerwartungen wiederum sind bedeutender Bestandteil des erwarteten Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr. Wenn die Lohn- und Gehaltserhöhung „deutlich niedriger ist (als es die rollierende Inflation als Basis erwarten lassen würde, Anm.), kann Aufschwung 2024 wohl kaum vom privaten Konsum getragen werden und würde dementsprechend schwächer ausfallen“, so Wifo-Experte Benjamin Bittschi im „Report“.

Lohnerhöhungen werden ausgegeben

Zuletzt prognostizierte das Wifo einen Anstieg des privaten Konsums im kommenden Jahr von 1,8 Prozentpunkten (und von 0,8 Punkten heuer). Beim IHS sind es für 2024 1,5 Punkte und für heuer 0,2. So kommen sie auf ein prognostiziertes Wachstum von 1,2 bzw. 0,9 Prozent im kommenden Jahr.

Momentum rechnet vor, dass je Prozentpunkt, um den die Löhne steigen, der kurzfristige und langfristige Konsum um 800 bzw. 780 Millionen Euro wachse. Bei den Sozialversicherungsbeiträgen gehe es um 260 Millionen, bei der Lohnsteuer um 320 Millionen Euro. „Bereits innerhalb eines Jahres geben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Lohnerhöhung zur Hälfte aus“, schreibt Momentum. „Langfristig wird jeder Euro an Lohnerhöhung eins zu eins verkonsumiert – etwa weil Beschäftigte Ersparnisse für spätere Anschaffungen für ein paar Jahre weglegen.“