Eines schönen Advents fasste ich den Plan, den Christbaum per Straßenbahn zu holen. Man will ja grüne Weihnachten. Also zog ich los und wählte eine prächtige Blaufichte. Der Verkäufer zwängte sie ins Netz, und schon stand ich wieder an der Haltestelle.

Das Einsteigen in den zum Bersten gefüllten Waggon wurde zur peinlichen Turnübung. Doch es kam noch schlimmer. In der Rangelei muss wohl das Netz beschädigt worden sein. Nun begann es von unten her zu reißen. Reihe um Reihe drängten sich die weihnachtlich duftenden Zweige zwischen fremde Waden, Schenkel und Handtaschen. Zuletzt platzte das Netz ganz, und mit einem Ruck peitschte das Geäst meinen Mitreisenden in die Gesichter.

Es folgte eine unheilvolle Ruhe. Ich stand als Nadel-Superspreader zwischen den Spießruten und spielte mit dem Gedanken, ohne das gut verkeilte Gehölz auszusteigen. Der Baum konnte schließlich jedem gehören. Da löste eine Dame mit einem herzlichen „Frohe Weihnachten!“ die Spannung, der ganze Waggon brach in Gelächter aus. Hochrot suchte ich das Weite. Christbäume hole ich nun wieder per Auto.

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