Wer seine Erinnerungen hegen und pflegen mag, darf in den Adventswochen zur Ernte schreiten. Oder zur Inventur. Was ist noch da von früher, was ist still und heimlich entschwunden? Wann sonst, wenn nicht im finstersten Monat, gilt es, die mentalen (oder realen) Bildbände hervorzukramen und in eine neue Ordnung zu bringen. Eine kurze vorweihnachtliche Zwischenabrechnung:

Was noch da ist: Vanillekipferl, die zunehmend gestresste Suche nach Geschenken, die immer gleichen Weihnachtslieder, kurze Ruhemomente, neugierige Vorfreude, Schnee auch im Flachland (selten), Single Bells.
Was fehlt: vieles und vor allem mancher.

Advent ist immer auch Seelenschau: ein Hineinleuchten der weihnachtlichen Straßenbeleuchtung in die dunklen Tage, ein Hinausleuchten der Kranzkerzen durch die Wohnzimmerfenster. Die Tage kurz, die Abende lang, so entsteht eine Stimmung, die man passieren lassen muss: Und wenn am Ende der Keksteller leer und der über das Jahr angehäufte Bücherstapel halbiert ist, hat man nicht alles falsch gemacht.