Eigentlich ist alles gesagt. Alle Programme liegen vor, alle Argumente sind vorgebracht, und glaubt man den Kollegen vom Kurier, haben wir 53 von insgesamt 80 Politik-Sendungen bereits hinter uns gebracht. Was meint der geneigte Wähler in den verbleibenden 27 Duellen, Konfrontationen, Pressestunden noch herausfinden zu können? Gibt es wirklich noch Aspekte, die einer Klärung bedürfen?

Viele Menschen schwanken noch, wem sie am Wahlsonntag in zwei Wochen ihre Stimme geben sollen. Mein Eindruck ist: Je länger der Wahlkampf dauert, umso unschlüssiger werden die Wähler. Zur Entscheidungsfreundigkeit tragen die Duelle und Elefantenrunden nur in Maßen bei. Mediale Schlammschlachten tragen eher zur Demobilsierung der Wählerschaft bei. 

Wir wissen es längst: Kurz hat seine Truppe im Griff, Kern sind die Zügel längst entglitten, siehe die Causa Silberstein. Eine Partei ist kein Konzern, wo der Chef hinter verschlossenen Türen eine Strategie entwickelt und dann langsam ausrollt. Diese bittere Erkenntnis musste vor Kern auch schon Frank Stronach machen. Kern mag der Intellektuellste, der Weltläufigste aller Spitzenkandidatin sein, doch das reicht bei Gott nicht aus, um einen erfolgreichen Wahlkampf zu schlagen und dann auch noch von den Bürgern ins Kanzleramt gewählt zu werden. Der Wähler will weitaus mehr als intellektuelle Brillanz. 

Vor allem wird Kern von seiner 15-montägigen Kanzlerschaft eingeholt. Man muss sich nur die Wortmeldungen der Befragten im Vorspann des jüngsten Kern-Auftritts bei Servus-TV anschauen: "Mir hat er am Anfang sehr gut gefallen, nur was hat als Kanzler umgesetzt?" Kurz mag in Endlosschleifen sein Migrationsthema trommeln, der ÖVP-Chef schafft das Kunststück, das tiefe Unbehagen an der Politik als Turbo für seine Wahlbewegung zu nutzen. 

Heinz-Christian Strache wandelt auf den Spuren von Norbert Hofer und hat sich im Ton gemäßigt, seine Verbissenheit abgeschliffen und an Selbstironie gewonnen. Blöd nur, dass ihm Kurz die Themen abgeluchst hat. Ulrike Lunacek bemüht sich redlich, es mangelt ihr an Strahlkraft, um die Partei vor dem Absturz zu bewahren. Matthias Strolz versucht sich als einzige vernünftige, konstruktive Kraft, Irmgard Griss als Trump-Ass sticht überraschenderweise längst nicht mehr. Peter Pilz muss alles dransetze, damit er in den verbleibenden zwei Wochen nicht dem medialen Radar entschwindet und in Vergessenheit gerät. 

Je länger der Wahlkampf dauert, umso eher wenden sich die Bürger angesichts der sich zuspitzenden Schlammschlacht wieder von der Politik ab.