In politischen Zirkeln wird derzeit eine Frage diskutiert: Wie geht's weiter, wenn Christian Kern die Wahl verliert? Geht er, wie er kürzlich angedeutet hat, als Parteichef automatisch in Opposition? Oder verlässt er freiwillig oder unfreiwillig die Politik?

Vielfach herrscht unter politischen Beobachtern die Meinung vor, Hans-Peter Doskozil würde dann in die Fußstampfen von Kern treten und zum neuen Parteichef aufrücken. Doskozil habe in der Flüchtlings- und Sicherheitsfrage einen Kontrapunkt gesetzt und würde die SPÖ zu neuen Ufern führen.

Hört man sich in höchsen SPÖ-Kreisen um, tauchen Zweifel an dem Szenario auf. Lange schien die Sozialdemokraten eine Zweifirmentheorie zu verfolgen, zum einen der Kanzler, der auch in das linke Spektrum der SPÖ ausstrahlt, zum anderen Doskozil, der der verunsicherten Basis im Gemeindebau und anderswo einen Halt gibt.

Mit seinem gemeinsamen Interview mit dem wahlkampfbedingten Erzfeind der SPÖ, mit Sebastian Kurz, dürfte Doskozil den Bogen überspannt haben. "Doskozil hat sich verdribbelt", heißt es in einflussreichen Kreisen. Es mag durchaus sein, wie nicht wenige SPÖ-Funktionäre vermuten, dass eine bundesweite Basisabstimmung unter den Genossen eine Mehrheit für Rotblau, die von Doskozil befürwortet, hervorbringen würde. In den alten Arbeiterhochburgen der Steiermark oder in Oberösterreich, aber auch in Gewerkschaftskreisen ist Rotblau kein Schreckgespenst mehr.

Allerdings gibt es immer noch sehr mächtige SPÖ-Zirkel, vor allem in Wien, die nicht nur den Kurs der Burgenländern ablehnen, sondern denen das kantige Auftreten des Verteidigungsministers zunehmend suspekt erscheint bzw. Doskozil parteischädigendes Verhalten vorwerfen.

Ähnlich wie sich Michael Ludwig durch sein und das kantige Auftreten seiner Gefolgsleute als Häupl-Nachfolger ins Out befördert hat, hat auch Doskozil mit seinen Manövern kleine, aber einflussreiche Krise vor den Kopf gestoßen zu haben. Doskozil als Nachfolger von Christian Kern, sollte diese scheitern? Die Chancen sind intakt, aber die Automatik besteht nicht mehr.