Christian Kern legt sich Wolfgang Feller mit. Weil dieser aus wenig schmeichelhaften Papieren („Kern hat ein schwaches Nervenkostüm und ein  Glaskinn. Er ist eine Prinzessin und ist ungemein eitel“) zitiert hatte, sagt der Kanzler seinen für Freitagabend geplanten Auftritt in Fellners TV-Sender ab. Das überrascht insofern, hatte doch Fellner bei fortsetzender Sympathie für Sebastian Kurz den SPÖ-Chef in den letzten Wochen in seinen nahezu täglichen Kommentaren kontinuierlich hinaufgeschrieben. Zwar verstieg sich Feller nicht mehr zu absurd hymnischen Vergleichen wie unter Faymann, den er als  „Austro-Obama“ in hagiographische Höhen gelobt hatte. Kern sollte, so die Hoffnung des Zeitungsmachers, wieder Boden gut machen, damit er, Fellner, in der Endphase des Wahlkampfs wieder eine auflagensteigernde Duell-Situation herbeizaubern kann. 

Dass sich Kern mit Fellner anlegt, mag viele politische Insider freuen. Er wandelt auf den Spuren von Wolfgang Schüssel, Ursula Plassnik, aber auch Franz Voves oder auch Erhard Busek, die sich nicht dem Diktat der Kronen Zeitung unterwerfen wollten, wie das von Kern-Vorgänger Faymann („Dichand als Faymanns Onkel“) perfektioniert wurde.

Kerns TV-Absage rührt aus einer tiefen Verzweiflung. Wer das mehrseitige Papier durchliest, sieht sofort, dass es aus der Feder eines Insiders stammt, der die handelnden Personen in der zweiten und dritten Reihe genau kennt und die Ausgangslage (Ende 2016/Anfang 2017) schonungslos analysiert. Dass solche Interna an die Medien weitergespielt werden, kennt man eher aus der ÖVP.

Dass Kern in Umfragen hinten ist, liegt nicht nur an seinem Widersacher, der die Wechselstimmung in breiten Kreisen genau bedient, gleichwohl er fünf Mal länger der Regierung angehört als Kern (aber das ist alle schon hunderte Male geschrieben worden). Die Schwäche des SPÖ-Chefs in Umfragen ist auch hausgemacht. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.