Bewohner der Westküstenmetropole Seattle haben die Qual der Wahl: Vier Bürgerbegehren, zwei Gesetzesinitiativen, ein Zusatz zur Staatsverfassung, das Amt des Govenors, seines Stellvertreters, Höchstrichter, Abgeordnete, Staatsanwälte und vieles mehr stehen auf ihrem Wahlzettel. Dabei handelt es sich um denselben Wahlzettel, auf dem auch über das Präsidentschaftsamt abgestimmt wird. Insgesamt 51 Wahlmöglichkeiten umfasst der großformatige "Ballot", der den Wählern einiges an Entscheidungswillen abverlangt.
Um sich über alle Kandidaten für die offenen Positionen und Gesetzesvorschläge eine informierte Meinung zu bilden, braucht es schon einiges an politischem Interesse. Im Bundesstaat Washington werden sogar kleinste politische Ämter wie Rechnungsprüfer durch eine persönliche Direktwahl bestimmt. Die Anzahl der Kandidaten für die Wahl am Dienstag ist daher unüberschaubar - deshalb behelfen sich vieler Wähler mit einem kleinen Schummelzettel.
"Cheat Sheats" sind kurze und bündige Wahlanleitungen, die von Zeitungen im Vorfeld der Wahl veröffentlicht werden. Die Redaktionen interviewen alle Kandidaten und treffen dann eine Entscheidung, wer für das jeweilige Amt ihrer Meinung nach am besten qualifiziert sei. Die Seattler Stadtzeitung "The Stranger" macht das schon seit Jahrzehnten sehr erfolgreich: Über 250.000 Mal wurde ihr "Cheat Sheat" für dieses Wahl schon heruntergeladen. Darauf wird Punkt für Punkt aufgelistet, wie der Wahlzettel ausgefüllt werden sollte. Wenig überraschend für die liberale Publikation: Für das Präsidentschaftsamt wird die Wahl von Hillary Clinton wärmstens ans Herz gelegt.
Josef Puschitz