Clinton: 466 – Trump: 24. Ginge es nach der Anzahl der Wahlempfehlungen von Zeitungen und Magazinen, hätte Hillary Clinton den Sieg schon längst in der Tasche. Sie hat eine Rekordzahl solcher "Endorsements" einfahren können und wurde sogar von Medien unterstützt, die sonst treu auf der republikanischen Seite gestanden sind oder sich aus den Empfehlungsschreiben gleich ganz herausgehalten haben. Donald Trump auf der anderen Seite kann einen Negativrekord für sich verbuchen: Noch nie hat ein republikanischer Präsidentschaftskandidat so wenig Widerhall in der US-Presse gefunden. Seinen 24 positiven "Endorsements" stehen 22 gegenüber, die explizit vor der Wahl des Quereinsteigers warnen.
Das spiegelt freilich nicht wieder, wie stark die Unterstützung der jeweiligen Kandidaten in der Bevölkerung tatsächlich ausfällt. Der Einfluss der großen Tageszeitungen hat stark unter den Neuen Medien gelitten, dennoch achtet man vor allem in politischen Zirkeln immer noch auf die "Endorsements". Sie gelten als Gradmesser dafür, wie gut sich die jeweiligen Wahlkampfteam in den Medien präsentieren konnten.
Hillary Clinton gelang das offenbar besser: Sogar konservative Zeitungen sahen in ihr das geringere Übel und riefen dazu auf, sie statt Donald Trump zu wählen. An ihm ist dieser mediale Liebesentzug allerdings abgeprallt – der republikanische Kandidat führt seit Beginn seines Wahlkampfs einen Kreuzzug gegen die US-Medien, denen er Parteilichkeit und Manipulation der Wahl vorwirft. Trump vergisst dabei gerne zu erwähnen, die sehr seine Kandidatur von der medialen Aufmerksakeit profitiert hat. Mehrere Milliarden Dollar soll die Sendezeit wert gewesen sein, die er schon im Vorwahlkampf von den TV-Sendern als Bühne geboten bekam.
Josef Puschitz