Preisfrage: Wann hat Österreich bei der Endrunde einer Welt- und Europameisterschaft zum letzten Mal gegen einen sogenannten Großen gewonnen? Richtig: Es geschah 1978, Cordoba, Deutschland. Somit bekommt das rot-weiß-rote Nationalteam heute bei der Euro in Frankreich neuerlich Gelegenheit, eine fußballhistorische Tat zu vollbringen. Mit einem Erfolg über Portugal wäre nicht nur die gewaltige Lücke von 38 Jahren getilgt, sondern auch der Fortbestand beim gegenwärtigen Turnier einigermaßen gewährleistet.

Ein Frankreich-Sieg 

Der letzte Sieg gegen ein Topteam in einem Bewerbsspiel liegt indes noch nicht so lange zurück. Im September 2008 gab es in der WM-Qualifikation einen 3:1-Erfolg über Frankreich. Prödl, Garics, Harnik, Fuchs und Janko vom jetzigen EM-Kader waren schon damals mit von der Partie.
Dass Portugal zur Elite des Weltfußballs zählt, daran besteht kein Zweifel. Seit dem Jahr 2000 erreichte das Team drei Halbfinali und ein Endspiel. Also steht die Rollenverteilung fest, Österreich geht als krasser Außenseiter in dieses entscheidende Duell.

Diese Rangordnung könnte hilfreich sein, denn Marko Arnautovic & Co. kamen damit auch schon in der EM-Qualifikation recht gut zurecht. Der umgekehrte Fall wiederum lag den Österreichern nicht besonders, das fand in der Partie gegen die Ungarn eine völlig unerwartete Bestätigung.

Der Teamchef will die Papier-Hierarchie nicht überbewerten. "Jede Mannschaft versucht, das Beste abzurufen, wir wollen das natürlich versuchen", so Koller. "Es darf keine Rolle spielen, ob Portugal oder Island der Gegner ist. Das Team muss schauen, sein Potenzial auszuspielen." Das ist gegen Ungarn nicht gelungen. "Sie wollten zu viel", sagte Koller und bekannte so doch ein, dass sich die Siegpflicht als Hemmschuh erwies. "Wir nehmen es gerne mit, wenn das Spiel für uns ausgeht", würde er die Außenseiterrolle heute durchaus akzeptieren.

Mit einem Sieg gegen Portugal können die Österreicher auch die Skepsis gegenüber dem Wert der souverän gewonnenen EM-Qualifikationsgruppe überwinden. Die bisherigen – bescheidenen – Darbietungen der ebenfalls qualifizierten Gegner des Ausscheidungsverfahrens, Russland und Schweden (mit je einem Punkt aus zwei Partien), nährten vorerst diese Zweifel.

Leistungsknick

Ein Blick auf die jüngste Formkurve der Nationalmannschaft fördert zudem nach dem Rausch der Qualifikation einen ernüchternden Knick zutage. Es gab bei zwei wenig überzeugenden Erfolgen über Albanien und Malta vier Niederlagen. Das Koller-Team spielt damit gegen eine Unserie an. Gegen Portugal kann nicht nur die EM-Reifeprüfung abgelegt, sondern auch die Spur in einen Turnierrhythmus aufgenommen werden. Auch ein Remis lässt den Weg noch offen. "Die EM beginnt jetzt", meinte