Er ist eine ungarische Legende. Gabor Kiraly ist Rekordspieler seines Landes (103 Einsätze), steht mit weit über 40 Jahren noch immer im Tor und wird heute zum ältesten Akteur, der jemals ein EM-Endrundenspiel bestritten hat. Im ausführlichen Gespräch erzählt der Goalie, dass die kultige Jogginghose nur ein Teil seines außergewöhnlichen Outfits ist, über die Faszination des Tormanns, was er schon für seine Zukunft geplant hat und vieles mehr. Kiraly über . . .
. . . seine graue, schlabbrige Jogginghose: Die habe ich seit 20 Jahren. Damals hat der Zeugwart von Haladas vergessen, die schwarze Hose zu waschen. Und die Ersatzhose war grau, lang und leicht zu groß. Das hat mir gefallen, weil ich mehr Bewegungsfreiheit hatte. Seither ist sie ein Markenzeichen. Privat würde ich sie nie anziehen. Meine erste Hose habe ich heute noch im Schrank zu Hause. Die hat sich schon fast aufgelöst (lacht).
. . . weiteren Aberglauben: Das Tormanntrikot sollte gelb oder hellgrün sein. Darunter habe ich immer ein schwarzes T-Shirt mit einem Tigerkopf, weil das mein Lieblingstier ist. Dazu trage ich ein schwarzes Basketball-Trikot mit der Nummer 13, meiner Lieblingszahl. Das ist ganz lang und schützt meinen Rücken.
. . . die Faszination Tormann: Das ist eine andere Welt. Welcher Typ hält seinen Kopf hin, wenn aus fünf Metern geschossen wird? Wenn ein Tormann einen schlechten Tag hat, hilft es ihm nichts, wenn er zwei Kilometer mehr rennt oder mehr grätscht. Ein Fehler bedeutet ein Gegentor. Man muss mental voll da sein und zwei Schritte vorausdenken, sonst wird das nichts.
. . . seine Vorbildrolle: Ich spüre das Feuer noch und muss mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn ich einen Sprint mache, und das geht auch mit 40 Jahren noch, sind die jungen Spieler auch motiviert. Ein 20-Jähriger will nicht schlechter aussehen als ich (lacht).
. . . seine 18-jährige Auslandskarriere: Es war eine tolle Zeit – egal, ob in Deutschland oder England. Ich habe so viel tolle Eindrücke gesammelt, viele neue Leute kennengelernt, auch die Kultur genossen. Ich und meine Familie haben uns überall richtig wohlgefühlt. Meine 14-jährige Tochter und mein elfjähriger Sohn sind in Berlin geboren und sprechen neben Ungarisch auch Deutsch und Englisch. Diese Erfahrungen haben auch ihnen enorm weitergeholfen.
. . . seine Rückkehr: Ich hätte weiter in Deutschland spielen können, aber ich bin im Vorjahr in meine Heimatstadt Szombathely zurückgekehrt. Ich werde meine Karriere auch hier bei meinem Stammklub Haladas beenden. Ich will nicht mehr ständig von Hotel zu Hotel reisen, sondern das Heimatgefühl genießen. Nach meiner Karriere werde ich vielleicht Tormanntrainer bei Haladas. Denn ich will meine Erfahrungen auch an die Jugend weitergeben.
. . . österreichische Bekannte: Ich habe mit Rubin Okotie bei 1860 München zusammengespielt. György Garics kenne ich seit seiner Geburt, weil wir beide aus Szombathely kommen. Sein leider verstorbener und mein Vater haben sogar zusammen gespielt.
. . . Ungarns Fußball: Wir stehen mit unserer Entwicklung ganz am Anfang. Wir haben angefangen, neue Stadien und Trainingszentren zu bauen. Jetzt brauchen wir gute Trainer und Spieler, die die richtige Einstellung haben. Und in weiterer Folge wären noch mehr Legionäre wichtig. Internationale Erfahrung ist das Um und Auf.
. . . Ungarns Qualifikation: Dass ich so etwas in meinemAlter noch erleben darf, ist schon fantastisch. Wir sind verdient dabei, haben im Play-off gegen Norwegen zwei Mal gewonnen, obwohl wir davor 34 Jahre keinen Sieg gegen sie feiern konnten. Klar ist es ein kleiner Vorteil, dass diesmal 24 Mannschaften dabei sind, aber es gibt genug namhafte Nationen, die sich nicht qualifiziert haben.
. . . Ungarns EM-Chancen: Es gibt in dieser Gruppe keinen Favoriten. In nur drei Vorrundenspielen kann wirklich alles passieren. Aber das Schönste ist, dass die Ungarn heuer nicht nach Frankreich oder England schauen müssen, sondern ihrem eigenen Team die Daumen drücken können.
. . . den Titel „ältester EM-Spieler“: Ich rede nur über Sachen, die ich geschafft habe.
. . . ein mögliches Denkmal: Nächste Frage (lacht).
. . . sein eigenes Buch: Im Zuge meines 100. Länderspiels habe ich das als Überraschung vom ungarischen Verband bekommen. Von alten Weggefährten, Trainern, Mentoren, Funktionären, Freunden bis zu Familienmitgliedern kommen darin viele zu Wort. Geplant war nur ein Exemplar für mich. Aber die Nachfrage war so groß, dass es in den Verkauf gegangen und ein echter Bestseller geworden ist.
. . . seine Zukunft: Ich habe mir schon früh darüber Gedanken gemacht. 2003 habe ich mir ein fünf Hektar großes Sportzentrum in Szombathely gebaut. Hier tragen zwei Klubs ihre Heimspiele aus. Es gibt auch Gebäude mit Kegelbahn, Buffet und vielem mehr, um auch andere Veranstaltungen auszurichten. Hier habe ich auch eine internationale Torwartschule eingerichtet. Auch Österreicher kommen immer wieder gerne
zu mir.