Nach den Ausschreitungen von Marseille droht den Fußballverbänden von Russland und England im Wiederholungsfall der Ausschluss von der Europameisterschaft in Frankreich. Beide Verbände wurden am Sonntag von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in dieser Richtung verwarnt, wie das UEFA-Exekutivkomitee mitteilte.
Grundlage ist Artikel 65 der UEFA-Statuten, nach dem das Exekutivkomitee "nach Recht und Billigkeit" entsprechende Strafen verhängen kann. Die Androhung eines EM-Ausschlusses gab es im Jahr 2000 gegen England nach Ausschreitungen in Charleroi/Belgien. Diese mögliche Sanktion ist unabhängig von laufenden Ermittlungen der UEFA-Disziplinarkommission gegen Russland, deren Ergebnis für Dienstag erwartet wird.
Engländer schwebt in Lebensgefahr
Vor und nach dem 1:1-Unentschieden zwischen England und Russland in Marseille lieferten sich die Anhänger beider Mannschaften grobe Auseinandersetzungen, die in einzelnen Fällen sogar zu schweren Verletzungen führten. Ein Engländer schwebt in Lebensgefahr. Die UEFA reagierte darauf mit der unmissverständlichen Erklärung. Weitere Sanktionen bis zum Ausschluss würden in diesem Fall in Erwägung gezogen.
Davor hatte es mehrtägige Krawalle in Marseille und auch Nizza mit insgesamt mehr als 40 Verletzte gegeben. Die UEFA bezeichnete das Verhalten der "sogenannten Anhänger" als unakzeptabel, dies habe im Fußball keinen Platz. Der Sport müsse geschützt werden. Die UEFA forderte sowohl England als auch Russland auf, an ihre Fans zu appellieren. Diese sollten verantwortlich und respektvoll mit anderen Besuchern umgehen.
"Organisierte russische Gangs"
Der englische Fußball-Verband (FA) hat die Vorfälle von Marseille verurteilt und sieht auch "organisierte russische Gangs" für die Ausschreitungen verantwortlich. "Es war schockierend. Ich habe solche Szenen in einem Fußballstadion seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen", sagte FA-Generalsekretär Martin Glenn am Sonntag in einem Video-Statement.
Aufgenommen wurde dies vor der Drohung der Europäischen Fußball-Union (UEFA), England und Russland nach den Vorkommnissen rund um das EM-Gruppenspiel auszuschließen. "Wir waren besorgt, weil wir wussten, dass englische Fans sich Tickets von der russischen Internetseite besorgt hatten, aber die Trennung im Stadion war deutlich nicht stark genug, um die schrecklichen Szenen zu verhindern", sagte Glenn.
Es habe ein "antisoziales Verhalten" von Fans in der Stadt gegeben, die der ausgelasteten französischen Polizei Sorgen bereitet hätten. "Leider kam noch ein Niveau an Kriminalität von anderen hinzu, darunter organisierte russische Gangs und Einheimische, die die Szenerie wirklich geändert haben", betonte Glenn. Er rief die englischen Anhänger in Frankreich dazu auf, Respekt zu zeigen.
FA akzeptiert
Englands Verband (FA) hat auf die Androhung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) eines möglichen Ausschlusses von der EM mit "allergrößter Ernsthaftigkeit" reagiert. "Wir verstehen die möglichen Folgen der Aktionen unserer Fans und akzeptieren komplett, dass wir jede Anstrengung unternehmen müssen, dass sie sich verantwortlich und respektvoll verhalten", schrieb FA-Generalsekretär Martin Glenn.
"Gewalt, wie wir sie am Wochenende in Marseille erlebt haben, hat keinen Platz im Fußball oder der ganzen Gesellschaft." Das UEFA-Exekutivkomitee droht, England und Russland bei weiteren Ausschreitungen ihrer Anhänger auszuschließen.
Es gibt keine Verschnaufpausen ...
Meldungen von Krawallen zwischen gegnerischen Fan-Lagern reißen nicht ab. Schon vor Spielbeginn machen Bilder aus Lille die Runde, auf denen ukrainische und deutsche Fans in der Innenstadt zusammenstoßen.