Wie das Temperament liegt den Kroaten auch der Ballsport im Blut, denn nicht nur im Fußball zählen die feurigen Balkanbewohner zum Dauerinventar bei Großereignissen – vom Handball bis zum Wasserball. Zu den größten Momenten kroatischer Nationalmannschaften zählen der dritte Platz bei der Fußball-WM 1998 in Frankreich, Olympia-Gold im Handball in Atlanta (1996) und in Athen (2004) sowie der WM-Titel (2003), Platz zwei der Basketballer bei Olympia1992 in Barcelona, die Silbermedaille für das Wasserball-Nationalteam bei den Olympischen Spielen in Atlanta und WM-Gold (2007), die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2012 sowie die Silbermedaille im Rudern für das Gebrüderpaar Nikša und Siniša Skelin in Athen 2004 (Zweier ohne Steuermann). Ein weiterer Höhepunkt war der Sieg des Davis Cups 2005.

Dauergast

Und 18 Jahre nach dem sensationellen dritten Platz bei der WM in Frankreich nimmt sich Kroatien einmal mehr Großes vor. Der Endrunden-Dauergast, der seit 1996 bei neun von elf Europa- bzw. Weltmeisterschaften vertreten war, rechnet sich in einer Gruppe mit der Türkei, Tschechien und Titelverteidiger Spanien gute Chancen aus. Dabei war die Qualifikation für das Turnier in Frankreich kein Selbstläufer.

Das hatte nach einem gelungenen Quali-Auftakt nicht nur mit einem 0:0 in Aserbaidschan und einem 0:2 in Norwegen zu tun, sondern auch mit dem von der UEFA verordneten Abzug von einem Punkt wegen rassistischer Vorfälle 2015. Das Zittern war gar so groß, dass nach der Niederlage in Norwegen und dem Rückfall auf Platz drei hinter Italien und die Skandinavier zwei Spiele vor dem Quali-Ende Trainer Niko Kovac im September 2015 durch Ante Cacic ersetzt wurde. Der 62-Jährige, der mit Ausnahme von Libyen und Maribor nur kroatische Teams betreute, brachte die Schäfchen schließlich noch vor Norwegen ins Trockene und soll die "Vatreni" ("Feurigen") auch in Frankreich erfolgreich dirigieren.

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Das Herzstück seiner großteils aus Legionären bestehenden Truppe ist das Mittelfeld, das dank der Spielmacher Luka Modric (Real Madrid) und Ivan Rakitic (FC Barcelona) zwei echte Meister aufbietet. Im 21-jährigen gebürtigen Linzer und ehemaligen LASK-Jugendspieler Mateo Kovacic steht ein weiterer Legionär Real Madrids zur Verfügung. Dank Mario Mandzukic (Juventus Turin), Ivan Perisic (Inter Mailand) und Nikola Kalinic (Fiorentina) ist auch der Sturm bestens besetzt, als vermeintliche Schwachstelle könnte noch am ehesten die Defensive um den ehemaligen Sturm-Graz-Innenverteidiger Gordon Schildenfeld bezeichnet werden. Auch wenn mit Schachtar-Donezk-Kicker Darijo Srna ein erfahrener Leithammel als Kapitän zur Verfügung steht.

1996 und 2008 in Österreich erreichte Kroatien das EM-Viertelfinale, 2012 war bereits nach der Gruppenphase Endstation. Wohin die Reise diesmal geht, wird sich in Gruppe D vermutlich früh weisen. Denn in den ersten beiden Partien warten die Türkei und Tschechien, ehe zum Abschluss das Duell mit den favorisierten Spaniern ansteht.