Ungewöhnlich große und gefleckte Bewohner hat derzeit die Wiener Maria-Theresien-Kaserne: Die Giraffen des Tiergartens Schönbrunn haben hier ihr Ausweichquartier bezogen. Inzwischen hat sich die vierköpfige Langhals-Familie auch schon eingewöhnt - sogar der schon 22 Jahre alte Bulle Kimbar hat das neue Zuhause akzeptiert, wie Zoologin Eveline Dungl am Donnerstag der APA erklärte.
Dabei sind Giraffen ganz schön empfindlich und anspruchsvoll, wenn es um Umzüge und ungewohnte Umgebungen geht, berichtete Dungl. Das neue, helle Übergangsquartier mit einer großzügigen Freianlage - das Stammgehege wird derzeit um- und ausgebaut - habe die Umgewöhnung aber einfacher gemacht. Das Außengehege wurde heute gleich erkundet - wenn auch nur für eine kurze Zeit. "Temperaturen unter zehn Grad vertragen Giraffen nicht so gut, noch wichtiger ist aber, dass der Boden nicht eisig oder rutschig ist", meinte Dungl.
Große Skepsis
Zunächst war die Skepsis der gefleckten Vierbeiner recht groß - nachdem Bulle Kimbar den Anfang gemacht hatte, wagten sich aber auch die beiden Weibchen Rita und Carla sowie der Nachwuchs Lubango ins Freie und vor die Kameras der Journalisten. Überzeugungsarbeit leisteten dabei vor allem das frisch aufgetaute Frühsommerlaub und Knabberpellets in Beschäftigungskästen, die nur mithilfe der bis zu 50 Zentimeter langen Zungen der Giraffen durch kreisrunde Löcher herausgefischt werden können. Auch Körbe mit Luzernheu standen zur Snack-Auswahl, für den kleinen Lubango mussten diese allerdings ein bisschen niedriger gehängt werden.
Mehrmals täglich werden die Vierbeiner im Exil von ihren Pflegern besucht, Schaulustige müssen ein bisschen Glück haben. Denn offiziell sind die Giraffen derzeit nicht zu sehen, wenn sie sich allerdings im Freigehege vergnügen, kann man vom Parkplatz aus durch den Zaun einen Blick auf lange Beine und Hälse werfen.
Notwendig war die Übersiedelung, bei der man sich auf einen Tiertransportprofi mit einem extra großen Hänger verlassen hatte, aufgrund des Umbaus der Giraffenanlage im Tiergarten. Spätestens im Frühjahr 2017 soll das Gehege in neuem Glanz erstrahlen. Geplant ist unter anderem die Erweiterung um einen Glas-Stahl-Wintergarten. Damit wird die Innenanlage dann 440 Quadratmeter umfassen - rund dreimal so viel wie bisher. Für die Besucher wird eine Galerie eingezogen, von der aus es künftig möglich sein wird, den rund fünf Meter großen Tieren von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.
Schwierig ist der Umbau vor allem aufgrund der in klassischem Schönbrunnergelb gehaltenen denkmalgeschützten Teile der Anlage, die aus dem Jahr 1828 stammen. "Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Denkmalamt", betonte Bauleiter und Architekt Gerhard Macho. Derzeit sind die Abbrucharbeiten im Gange, das Hauptgebäude wird ausgehöhlt. Zwei andere Gebäude werden aufgrund der schlechten Bausubstanz abgerissen und originalgetreu nachgebaut. Insgesamt kostet der Umbau rund sieben Millionen Euro - 5,1 Millionen Euro bezahlt der Wirtschaftsministerium, 1,9 Millionen Euro muss der Tiergarten selbst aufbringen.