Die Vorab-Informationen zu Tom Tykwers Film "Drei" ließen Schlimmes befürchten. Zu lesen war von einem Berliner Paar Mitte 40, das sich in denselben Mann verliebt, von einem tragikomischer Film über Liebe und Moral. Was nach Klischee klang, überrascht als deutscher Wettbewerbsbeitrag bei den 67. Filmfestspielen in Venedig jedoch positiv: Der deutsche Regisseur schildert auf märchenhafte Weise eine Dreierbeziehung. Und die gebürtige Oberösterreicherin Sophie Rois sorgt als furioser, weiblicher Teil des Dreiecks kurz vor der Löwen-Vergabe dafür, dass Österreich heuer am Lido doch noch eine wichtige Rolle spielt.

Hanna (Sophie Rois) und Simon (Sebastian Schipper) sind seit 20 Jahren ein Paar. Ihr gemeinsames Leben in Berlin verläuft eigentlich durchaus harmonisch. Beide sind attraktiv, modern und lebenserfahren. Beiden ist die eine oder andere Affäre passiert, dennoch ist ihr Umgang miteinander liebevoll und freundlich. Unabhängig von einander läuft ihnen Adam (gespielt von Devid Striesow) über den Weg, beide sind auf ihre Art von ihm fasziniert. Er wird zu einem sowohl störenden als auch verbindenden Element des Paares.

Gedankenexperiment Mehrfachbeziehung

Für sein Gedankenexperiment lässt Tom Tykwer ("The International", "Das Parfum", "Lola rennt") seine Hauptfiguren verschiedenste Phasen durchleben und mixt diverse Filmelemente miteinander. So gibt es etwa traumhafte Episoden wie die Erscheinung von Simons verstorbener Mutter als Engel, die ihn mit weisen Ratschlägen versorgt. Der 45-jährige Filmemacher lässt die Hanna als Erzählerin auftreten, einmal malt er träumerische Szenen eines Balletts als Sinnbild der Dreierbeziehung dazwischen.

Tykwer zeigt, wie einfach Mehrfachbeziehungen sein könnten - jedenfalls in der Theorie, beziehungsweise: im Film. Der Titel "Drei" bezieht sich allerdings nicht nur auf eine banale Dreierbeziehung, "Drei" steht auch für Zeitpunkte, zu denen etwas Wichtiges geschieht. Es ist ein humorvoller Film mit dem einen oder anderen heftigen Element. So wird etwa eine Hodenkrebsoperation Simons detailreich behandelt. Dass auch ernste Themen letztlich doch eine Leichtigkeit erhalten, liegt auch an Sophie Rois, die immer wieder für witzige Momente sorgt.

"Drei" kann im Wettbewerb von Venedig durch seine besondere Ästhetik durchaus punkten. Ob er auch den Nerv der Jury getroffen hat, entscheidet sich bereits morgen bei der Preisverleihung.