22 Löcher sind geblieben: In der Zeit von Donnerstagabend bis Freitagfrüh haben Unbekannte vermutlich mit Metalldetektoren im laufenden Grabungsfeld bei Flavia Solva in Wagna nach historischen Schätzen gesucht.

Gegen 7 Uhr früh fanden die Archäologen des Universalmuseums Joanneum die Grabungslöcher. „Wir sind alle einfach nur schockiert und gefrustet. Das ist so dreist“, findet Sandra Schwartz klare Worte. Man sei aus allen Wolken gefallen.

Noch am Donnerstag präsentierte man beim „Tag der offenen Grabung“ Interessierten die archäologische Arbeit. Seit 8. Juli ist ein Team aus Experten und Studierenden der Universität Graz vor Ort und bringen neben Mauerstücke und Teilen von Gefäßen auch Münzen zum Vorschein. So etwa die Münzen Securitas Republicae oder Gloria Romanorum aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Christus, erklären Corinna Zernig und Andreas Ederer vom Grabungsteam.

„Für uns sind solche Raubgrabungen komplett neu, aber bei der Nachbargrabung ist das vor zehn Tagen ebenfalls passiert“, erzählt Barbara Porod, Grabungsleiterin und Chefkuratorin Provinzialrömische Sammlung und Antikenkabinett. Sie zeigte den Vorfall bei der Polizei an. Diese sicherte Porod zu, künftig ein Auge auf die Grabung zu haben und Personen zu kontrollieren, die sich nach Dienstschluss um 15 Uhr auf dem Feld befinden.

Münzen landen am Fetzenmarkt

„Laut dem Denkmalamt ist das eine neue Art von Raubgräbern, die nicht mehr selber recherchieren, sondern auf bestehende Grabungen gehen. Da wo Archäologen sind, muss was sein“, berichtet die Grabungsleiterin. Die Grabungen können trotz des Zwischenfalls fortgesetzt werden. Allerdings geht man davon aus, dass zahlreiche Münzen nun fehlen, die für die Wissenschaft bedeutsam gewesen wären. Für Porod steht fest, dass die Münzen ohne Kontext weitergegeben werden, etwa auf einem Fetzenmarkt. Niemand werde den Fundort Flavia Solva angeben.

Die Grabungsarbeiten gehen weiter
Die Grabungsarbeiten gehen weiter © KLZ / Barbara Kahr

Der Fall sei kein Kavaliersdelikt, man störe auch die Forschung. „Das ist wie, wenn ich eine chemische Versuchsreihe mutwillig zerstöre“, erklärt sie. Falls die Diebe die Münzen zurückgeben möchten, könnte man diese anonym in Eggenberg abgeben oder in einer Schachtel per Post zuschicken.

30 Euro bis 500 Euro teure Münzen

Der finanzielle Schaden lässt sich schwer beziffern, da der Wert von der Münze abhängt. Man bewege sich zwischen 30 Euro pro Münze bis 500 Euro. „Es darf auch niemand, der so etwas tut, behaupten, dass er sich für Geschichte der Römer und Archäologie interessiert. Da geht es nur um den Kick“, sagt Porod.

Erschüttert zeigt sich auch Marko Mele, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum: „Das Areal von Flavia Solva, das vom Universalmuseum Joanneum verwaltet wird, dient dem Schutz des Kulturerbes, das noch in der Erde liegt, und ermöglicht noch bessere Erkenntnisse über die Vergangenheit zu gewinnen. Unsachgemäße Eingriffe in den denkmalgeschützten Boden mit dem Ziel, die eigene Neugierde zu befriedigen und sich dabei noch zu bereichern, verursachen enormen Schaden. Dass das während einer archäologischen Grabung passiert, ist unfassbar.“

Um Hinweise wird gebeten

Sachdienliche Hinweise können dem Universalmuseum Joanneum oder bei der Polizei Leibnitz gemeldet werden.