Flavia Solva im Gemeindegebiet von Wagna ist der bedeutendste römerzeitliche Fundplatz der Steiermark. Während der römischen Herrschaft wurde ein Großteil des Landes von dieser Stadt aus verwaltet. Das neue Schaufenster in die Römerzeit zeigt nun die gefundenen Tiere aus über 100 Jahren Ausgrabung im Rahmen einer Kooperation des Universalmuseums Joanneum (UMJ) und dem Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Neue Methoden

„In den letzten 100 Jahren haben sich die Interessen der Ausgräberinnen und Ausgräber erweitert“, erklärt Barbara Porod, Chefkuratorin der Provinzialrömischen Sammlung im UMJ. So sei zu Beginn vor allem das Auffinden und Ausgraben von archäologischen Strukturen im Vordergrund gestanden. Das habe sich, auch dank neuer technischer Möglichkeiten, gewandelt. Mit feinen Ausgrabungstechniken, wie dem Aussieben oder Schlämmen von Sedimentproben, lassen sich kleinste Objekte wie Münzen, Fischknochen oder verkohlte Pflanzenreste finden, die in Flavia Solva etwa das Bild zur römischen Ernährung vervollständigen. 

Alfred Galik und Martina Pacher von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften analysierten die tierischen Funde
Alfred Galik und Martina Pacher von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften analysierten die tierischen Funde © Öaw-Öai/niki Gail

Neben pflanzlicher Nahrung war tierisches Protein ein wichtiger Bestandteil der damaligen Ernährung. Im römischen Flavia Solva sind anhand von Tierknochen und -zähnen die Haustiere Hund, Katze, Rind, Schaf, Ziege, Hausschwein, Pferd und Esel sowie Wildtiere wie Gämse, Rothirsch, Reh, Biber und Wisent dokumentiert. Dazu kommen auch Huhn, Gans und Pfau. Die Funde in der Steiermark werden in Wien von Alfred Galik und Martina Pacher vom Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften analysiert. 

Das Schaufenster in Flavia Solva widmet sich aktuell den Tieren in der Römerzeit
Das Schaufenster in Flavia Solva widmet sich aktuell den Tieren in der Römerzeit © Universalmuseum Joanneum/J. J. Kucek

Fischerei spielte in römischer Zeit zwar eine Rolle, bislang konnten in Flavia Solva jedoch nur unbestimmbare Fischreste und der Hecht nachgewiesen werden. „Leider fehlen uns aus Flavia Solva bislang auch noch Nachweise exotischer Tiere für Zirkusspiele, aber das könnte sich im Rahmen der Ausgrabungstätigkeit des Universalmuseums Joanneum bald ändern“, so Martina Pacher.

Wer sich dafür interessiert, kann den Archäologinnen und Archäologen beim „Tag der offenen Grabung“ am Donnerstag, dem 18. Juli, von 10 bis 15 Uhr über die Schultern blicken. Nähere Informationen dazu gibt es hier.