Eine große Weide auf der große, weiße Holzzaunelemente stehen, wie Tore aus dem Nichts. Und genau durch ein solches Tor laufen fünf Schafe, eng zusammengekuschelt. Dahinter liegt ein Border Collie, der aus sicherer Entfernung alles genau beobachtet. Ein kurzer Pfiff, ein langer, zwei kurze. Und der Hütehund springt auf, und dirigiert die Schafe zum nächsten Tor. Wieder Pfiffe, kurz, kurz, lang, lang, Pause kurz.

Angela Gaigg und Kerstin Reichmann-Schicker
Angela Gaigg und Kerstin Reichmann-Schicker © KLZ / Johanna Birnbaum

„Damit gibt der Schäfer oder Händler, wie wir sagen, seinem Hund Signale, was dieser zu tun hat“, erklären Kerstin Reichmann-Schicker, Landwirtin aus Übelbach und Schäferin, sowie Angela Gaigg, ihre Kollegin bei der Austrian Sheepdog Society. Es sei ein enges Zusammenspiel aller Beteiligten, wobei es wichtig sei, dass die Schafe gehütet und gelenkt werden, nie Körperkontakt zum Hund haben. „Das gibt gleich ordentlich Punkteabzüge oder auch eine Disqualifikation“, wird erklärt. Die Hütehunde-Europameisterschaft, das Continental Sheepdog Championship, ist seit Donnerstag im Gange – bis Sonntag.

Internationaler Treffpunkt

Gaigg und Reichmann-Schicker starten am Freitag in ihre Qualifikationsläufe. Das Ziel ist das Finale am Sonntag. Beide bleiben aber bescheiden: „Es hat noch nie einen österreichischen Sieger gegeben. Die Skandinavier und auch die Deutschen sind da immer vorne. Das liegt zum Teil daran, dass es im Norden weite Flächen gibt, die wir hier nicht so haben“, betonen die beiden. Briten, Schotten und Iren sucht man vergeblich unter den Teilnehmern. „Die haben ihre eigene Meisterschaft. Hier in Vordernberg sind 17 Nationen vom europäischen Festland vertreten“, klärt Hannes Weber, Obmann der Austrian Sheepdog Society auf.

Bürgermeister Walter Hubner (l.) und Hannes Weber, Obmann der Austrian Sheepdog Society
Bürgermeister Walter Hubner (l.) und Hannes Weber, Obmann der Austrian Sheepdog Society © Johanna Birnbaum

Er wird mit seinem Hund auch teilnehmen. „Das war ein großer Wunsch von ihm, einmal noch in der Heimat bei dieser internationalen Meisterschaft an den Start zu gehen, ehe sein Hund in Pension geht“, lässt Bürgermeister Walter Hubner wissen. „Ich bin so fasziniert von dem, was Hunde und Schäfer zeigen. Das ist sehr beeindruckend“, erzählt er und fügt hinzu, selbst Hundebesitzer zu sein.

„Ah, Come stai“, wird der Kapitän des italienischen Teams von einem Kollegen aus Frankreich begrüßt. Das Sprachengemisch ist unüberhörbar. „Ich komme aus den Niederlanden“, sagt eine Teilnehmerin, die mit zwei Hunden an der Leine gerade über eine Böschung in Richtung Wettkampfwiese geht. Es ist heiß und die Wettkampfrichter haben auch unter einem offenen Zelt mit der Hitze zu kämpfen. „Wir brauchen unbedingt Sonnenschirme. In den nächsten Tagen wird es noch heißer. Habt ihr welche?“, wird der Bürgermeister gefragt. „Wo können die Leute vom Campingplatz duschen?“, kommt schon die nächste Anfrage.

Camping und Ausweichroute

Gleich neben dem Wettkampfgelände, auf dem Parkplatz des Weidtallifts, wurde ein temporärer Campingplatz eingerichtet. „Wir sind völlig ausgebucht. Das ist für Vordernberg auch wirtschaftlich wichtig, weil ja auch in unserem Geschäft am Hauptplatz eingekauft wird“, freut sich der Bürgermeister, der aber auch mit der Ausweichroute entlang der Alten Bundesstraße zu kämpfen hat. Diese wurde notwendig, weil Montagabend eine Mure die B115, die Eisenbundesstraße, auf Höhe Laurentikirche verschüttet hat. Der Bürgermeister berichtet, wie schon Straßenmeister Thomas Pölzl, von undisziplinierten Verkehrsteilnehmern. „Trotz Lkw-Fahrverbot über 3,5 Tonnen ist heute ein Sattelschlepper dort gefahren“, erzählt er.

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