„Wenn wir es schaffen, dass sich der bürokratische Aufwand in Grenzen hält, und gleichzeitig die Milchpreise ein bisserl in die Höhe treiben, sehe ich für die Milchwirtschaft schon eine gute Zukunft“, ist Andreas Steinegger vom Obermayerhof in Niklasdorf überzeugt. Nichtsdestotrotz werde es für Landwirte immer herausfordernder, speziell im Vollerwerb von der Milchproduktion leben zu können, gibt der Obmann der Landwirtschaftskammer Leoben zu bedenken.

Gemeinsam mit seiner Frau Annamaria und Sohn Andreas hält der Landwirt 33 Milchkühe auf dem biologisch bewirtschafteten Hof. Neben der Milchproduktion und der Zucht von Braunvieh-Rindern konzentriert sich der Familienbetrieb auch auf die Forstwirtschaft.

33 Milchkühe produzieren am Obermayerhof Milch
33 Milchkühe produzieren am Obermayerhof Milch © Freilichtmomente

8000 Liter Milch pro Kuh

Der Großteil der Milch – das sind pro Kuh etwa 8000 Liter im Jahr – wird an die Obersteirische Molkerei verkauft, um dann zu „Zurück zum Ursprung“-Produkten weiterverarbeitet zu werden. Einen geringen Prozentsatz von 3,2 Prozent vermarktet der Familienbetrieb aber direkt: In einem eigens angefertigten „TrinkMi“-Milchautomaten direkt am Hof in Foirach können Konsumenten Bio-Rohmilch rund um die Uhr selbst abfüllen und dann je nach Belieben entweder so trinken oder zu anderen Milchprodukten weiterverarbeiten.

„Die gekaufte Milch vom Geschäft kann ja nicht mehr weiterverarbeitet werden, da sie schon pasteurisiert ist. Unsere Idee war deshalb, den Konsumenten die frische Milch anzubieten, sodass sie selber entscheiden können, was sie damit machen“, erklärt Steinegger das Corona-Projekt, das es seit mittlerweile vier Jahren gibt.

Keine Verschwendung

Entweder in einem eigenen Gefäß oder mit Glasflaschen, die vor Ort gekauft werden können, kann so viel Milch selbst abgefüllt werden, wie gebraucht wird. Damit werde neben der Mindesthaltbarkeit, die bei bereits abgefüllter Rohmilch nur wenige Tage betrage, auch Verschwendung vorgebeugt. „Es gibt so eigentlich überhaupt keinen Verlust. Und wenn was von der Milch übrig bleibt, dann wird sie erwärmt und an die Kälber verfüttert“, so Steinegger.

Mit einem Preis von 1,30 Euro pro Liter sei die Milch für ihre hohe Qualität „relativ billig“, meint der Kammerobmann angesichts der ungefähr gleich hohen oder sogar höheren Milchpreise im Handel. Der Preis, den die Molkereien für die gleiche Milch zahlen, betrage derzeit nur 64 Cent pro Liter, je nach Qualität.

„Weniger als 25 Kühe rechnen sich nicht“

Die hohe Differenz zwischen dem, was Landwirte für ihre Milch bekommen und dem, was Konsumenten dann im Geschäft zahlen, ist laut Steinegger einer der Gründe, wieso sich vor allem kleinere Betriebe oft nicht mehr rentieren: „Betriebe mit weniger als 25 Kühen rechnen sich nicht im Haupterwerb. Im Nebenerwerb ist es aber oft zu viel Arbeit.“

Auch die jüngsten Zahlen der Landwirtschaftskammer belegen diese Entwicklung: Zwischen 2010 und 2023 haben 36 Prozent der Betriebe mit der Milchanlieferung in der Steiermark aufgehört. Die durchschnittliche Milchmenge hat sich aber erhöht. Weniger Betriebe produzieren also mehr Milch.

Hohe Wertschätzung

Der „TrinkMi“-Automat am eigenen Hof rentiere sich aber durchaus, alleine schon wegen der hohen Wertschätzung, die die Kunden der Familie entgegenbringen. Die tägliche Wartung und Betreuung des Automaten sei aber anspruchsvoll. „Wir haben auch schon einmal geliebäugelt, auswärts einen Automaten aufzustellen. Das würden wir aber nicht schaffen“, erklärt Steinegger.

Diese Rezension hat eine glückliche Kundin am Automaten hinterlassen
Diese Rezension hat eine glückliche Kundin am Automaten hinterlassen © KLZ / Klara Erregger

Abschließend betont er: „Wir haben für uns einen guten Weg gefunden. Die Landwirtschaft ist die einzige Lebensform, die wir uns vorstellen können.“