Nicht nur für die von ihm gegründeten VinziWerke war es eine erschütternde Nachricht, die am 19. Juli 2023 aus Kroatien kam: Pfarrer Wolfgang Pucher war während seines Urlaubs verstorben. „Zahlreich waren seine Errungenschaften im Kampf für die Benachteiligten unserer Gesellschaft und gegen Ausgrenzung, unmessbar wertvoll sein Beitrag für mehr Toleranz und Bewusstsein für armutsbetroffene, wohn- und obdachlose Menschen“, schreibt die Einrichtung anlässlich seines bevorstehenden ersten Todestages: „Ein Leben im Dienst an den Armen führte Wolfgang Pucher als Lazarist, als Priester und letztendlich als Christ – so wie es er der erste Lazarist, der Hl. Vinzenz von Paul, vorgelebt hat – und starb mit einem festen Glauben an die Vorsehung, die ihm besonders in herausfordernden Zeiten nie im Stich ließ.“

Zwei Gottesdienste, Einweihung einer Gedenktafel

Den ersten Todestag begehen die Pfarre St. Vinzenz und die VinziWerke gemeinsam mit den Lazaristen für alle Angehörigen, Wegbegleiterinnen und -begleiterin und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dem Leben und Wirken von Pfarrer Pucher gedenken möchten: Am Todestag, den 19. Juli 2024, mit einer schlichten Messe um 18.30 Uhr in der Kirche Graz-St. Vinzenz und am Sonntag, den 21. Juli 2024, mit einem Gedenkgottesdienst um 9.30 Uhr in der Kirche Graz-St. Vinzenz mit anschließendem Pfarrcafé, das von den VinziWerken organisiert wird. Im Zuge des Gottesdienstes wird eine Gedenktafel in der Kirche St. Vinzenz eingeweiht.

Wie es in der Pfarre weiterging

An das Wirken Puchers in Graz erinnert seit April auch die in Wolfgang-Pucher-Gasse umbenannte Heßgasse, die aber weiterhin keine Adressen hat, um Stigmatisierung zu vermeiden. In seiner Pfarre St. Vinzenz, wo er seit 1973 Pfarrer war, wurde der Fortbestand der Pfarrgemeinde am 1. Oktober 2023 mit der Einführung von Pater Bernhard Pesendorfer als neuem Pfarrer sichergestellt. Er möchte die Pfarre gemeinsam mit dem „Seelsorge-Organisations-Team“ zukunftsfit machen: Es bleibe sicher die wichtige Frage, „wo die blinden Flecken in der Wahrnehmung von Not und Elend der Ärmsten um uns sind. Als Pfarre stellt sich uns auch die Frage immer drängender, wie wir damit umgehen, dass Spiritualität und Religiosität für immer weniger Menschen Teil ihres konkreten Lebensvollzuges sind“, so Pesendorfer. Er möchte aber auch „ein Fragezeichen setzen, bei Formaten und Traditionen, die zwar wenig hinterfragt werden, aber immer mehr verblassen. Es braucht heute mehr Mut zur qualitativen Kreativität im Umgang mit religiösem Leben und Feiern, aber auch bei Gemeinschaftsbildung und karitativem Tun“, wird der Pater in einer Aussendung der Einrichtung zitiert.

Herausforderndes erstes Jahr für die VinziWerke

Für die VinziWerke sei das erste Jahr ohne ihren Gründer ein herausforderndes gewesen. „Nicht nur eine reiche Quelle an Erfahrung und Wissen ist uns mit dem Ableben von Pfarrer Pucher verloren gegangen, sondern auch eine einnehmende Persönlichkeit, die es verstanden hat, Menschen für eine Sache zu begeistern und sie davon zu überzeugen, dass sie durch ihre Unterstützung eine bessere Zukunft für uns alle schaffen“, sagt VinziWerke-Obmann Thomas Ferk. Vom Verlust seien alle betroffen gewesen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Spenderinnen und Spender, langjährige Unterstützerinnen und Unterstützer, aber vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner. Zugleich sei aber allen bewusst gewesen, dass es weitergehen müsse. „Und so setzen wir auch weiterhin all unsere Energien darin, die Arbeit der 40 Einrichtungen und Projekte, die die VinziWerken bilden, im Sinne jener, denen wir helfen, bedarfsorientiert weiterzuentwickeln. Gott sei Dank haben wir in diesem Jahr auch eine enorme Welle der Solidarität erfahren und merken tagtäglich, dass den Menschen der Fortbestand der VinziWerke am Herzen liegt“, so Ferk.

Dennoch stünden die VinziWerke vor großen Herausforderungen: Multiple Krisen der letzten Jahre würden sich in der angespannten wirtschaftlichen Lage und schlussendlich in der Spendenbereitschaft bemerkbar machen, Förderungen meist auf dem gleichen Niveau bleiben und damit teils enorm gestiegenen Kosten für den Betrieb der Einrichtungen gegenüberstehen. „Einen Satz hört man häufig unter unseren Gästen: ‚Ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren kann.‘ In diesem Sinne bitte ich weiterhin alle, denen es möglich ist, um Unterstützung – durch ihre Spende oder ihre Bereitschaft, ein Ehrenamt zu bekleiden“, richtet Thomas Ferk einen Appell an die Öffentlichkeit.